Eislicht und Eisform

Wümmeniederung in Hellwege 12.02.2021

Fotos: Roland Wiese

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Immer wenn ich mich näher mit Glas beschäftigt habe, vor allem mit farbigem Glas war ich danach glücklich. Glas macht mich glücklich. Selbst wenn es nur ein Film über die Werkstatt ist, die farbige Kirchengläser herstellt und restauriert. Auch die Eislichtformen an der Wümme, die wir vorgestern durch Zufall entdeckten, haben eine solche Wirkung. Man ist sofort glücklich. Hat es etwas damit zu tun, dass in Glas und in Eis Licht und Durchsichtigkeit aufgehoben sind?

Die Wümme liegt zwar dort in Hellwege direkt neben dem Weg, aber man muss schon etwas durchs Gebüsch streifen, um  unvermittelt in der Zauberwelt dieser Lichtglitzerformen zu stehen. Wir sind dann heute noch einmal dorthin gefahren und gegangen, um diese Welt noch einmal bewusst anzuschauen und zu fotografieren. Gestern saßen wir bei meiner Mutter, es war der dritte Todestag meines Vaters. Mein Vater hat fotografiert und Dia-Schauen komponiert und öffentlich vorgeführt. Meine Mutter erwähnte gestern, dass sie gerne die Dia-Schau ‚Eiszeit‘ meines Vaters digitalisieren wolle, um sie dann sehen und zeigen zu können. Man kann Fotos meist nicht gut erinnern. Ich erinnere mich allerdings gut an ein Foto, dass mein Vater in meiner Kindheit schon fotografiert hatte. Es war schwarz-weiß und zeigte einen Ausschnitt aus einem Wald in den diagonal einige Lichtstrahlen fielen. Heute an der Wümme waren auch überall diese Lichtstrahlen und alles glitzerte. 

 

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Ein Gedanke zu “Eislicht und Eisform

  1. Lieber Roland,
    beim Betrachten der zauberhaften Naturerscheinungen auf Deinen Hellweger Fotos fiel mir eine Frage ein, die damals ein Dozent, während meiner Ausbildung an der Sozialtherapeutischen Akademie Hof Sondern, stellte: Kann die Natur Kunst hervorbringen?
    Die Frage schien sich damals eindeutig beantworten zu lassen. Dabei spielte das Element der Freiheit eine wesentliche Rolle. Im Nachklang an unser letztes Gespräch und dem Anblick dieser „kunstvollen“ Gebilde stellt sich mir die Frage allerdings neu. Ein Bereich, auf den wir dabei stießen, war – ich nenne das einmal so – die Erlebbarkeit von Wesenhaftem in verschiedenen Daseinsformen in Natur und Landschaft.
    Muss erst ein Mensch daherkommen und diese wunderbaren Eis-Licht-Gebilde malen, damit beim Betrachter der Eindruck von „Kunst“ entsteht? Oder taucht die Kunst nicht auch schon da auf, wo ein Mensch etwas sieht und es in gewisser Weise durch die Begrenztheit des Bildausschnitts aus dem Zusammenhang nimmt, die Möglichkeiten des „künstlichen Auges“ aber einzusetzen versteht, und so etwas bislang Verborgenes zum Vorschein bringt? Etwas, was vielleicht sogar über das hinausgeht, was er mit seinem Geistig-Seelischen zur Zeit erfassen kann? Entscheidet erst das auf diese oder jene Art gebildete Geistig-Seelische eines Betrachters darüber, ob etwas Kunst wird oder nicht? Und auf der anderen Seite: Ist das, was in der Natur wesenhaft erlebbar ist und was sehr wohl durch die Art, wie die Menschen in ihr anwesend sind, sich beeindrucken lässt, beteiligt an dem, was Du auf Deinen Bildern festgehalten hast? Und dann noch das Datum: 12.02. l 2021
    Für mich ein weiteres wichtiges Element im Zusammenhang mit Kunst, ist die Verwandlung und vielleicht auch Erlösung. Wenn Elfi mit „aufgehobenen“, farbigen Erden neue Landschaften erstehen lässt, so haben bei der Malerin entsprechend intensive Prozesse stattgefunden. Und die Möglichkeit oder sogar Notwendigkeit besteht auf Seiten des Betrachters, dass auch er innere Verwandlungsprozesse vollzieht.
    An Deinem heutigen Geburtstag wünsche ich Dir für Die Zukunft weiterhin einen solch, von Kunst begleiteten Erkenntnisweg und bei allen Schwankungen und Ausschlägen das Gefühl von Stimmigkeit.

    Wolfgang Kreis

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