
Herzliche Einladung

Als ich gestern Nacht, wie nebenbei, beim Schreiben aus dem Fenster schaute, war für einen kurzen Moment der Mond zu sehen. Im starken Wind zogen Wolken an ihm vorbei und verdeckten ihn nach kurzer Zeit wieder vollständig. Selbst mit dem Blick nur durch das Fenster empfand ich seine Form, sein Licht in der Nacht und sein Leben mit den Wolken. Und ich erinnerte mich an die Formulierungen Markus Gabriels – die Sonne ist nicht nur da oben am Himmel, oder Rudolf Steiners „Nun auf diese Wahrnehmungen kommt man ja auch heute wieder, wenn man die Dinge im richtigen Licht betrachtet, wenn man sich zurückerobert die Möglichkeit, wiederum den ganzen Mond zu erleben. (…) Sobald aber wiederum die Vorstellung eine real entsprechende wird, dass wir ja im Mond drinnen leben, dass also das, was Mond genannt werden kann, ein Kraftzusammenhang ist, der uns ganz durchdringt, dann braucht nicht mehr Verwunderung darüber einzutreten, dass dieser Kraftzusammenhang auch gestaltend im Menschen auftritt und im Tier.“
Diese Seite, 2016 ziemlich spontan und einfach von mir als Blog konzipiert, hat inzwischen ca. 30.000 Aufrufe und ca. 10.000 Besucher gehabt. Darunter sind viele Stammbesucher, aber es kommen auch immer wieder neue Besucher hinzu. Ich freue mich mit diesem Blog einen Raum zu haben, in dem mein kontinuierlicher Arbeits- und Forschungsprozess sichtbar und damit für andere nutzbar werden kann. Im letzten Jahr hat sich meine Arbeit an dieser Seite auch hilfreich gezeigt für die Arbeit an der Webseite der Forschungsstelle für Psychologie DELOS, die ja auch inhaltlich in meinem Blog immer wieder auftaucht und die ich auch pflege. In diesem Jahr wird die Arbeit an und für die Seite des Umkreis e.V. : Entwicklungsort : Umkreis hinzukommen. Gleichzeitig möchte ich auch wieder vermehrt Seminare entwickeln und anbieten. Dies aber in einer Form, die auch in unseren bestehenden Forschungsgruppen so fruchtbar sich zeigt. Es geht darum in langfristiger und gleichzeitig situativer Arbeit einerseits bestimmte Themen zu erarbeiten, aber auch damit ein menschlich- geistiges Entwicklungsmilieu für die einzelnen Individualitäten zu schaffen. In diesem Sinne freue ich mich auf das neue Jahr.
Roland Wiese, 5.1.2023
Nachdem ich in 2022 schon mit einer neuen Supervisionsgruppe aus der Palliativversorgung begonnen habe, wird im nächsten Jahr eine weitere Gruppe von Pflegekräften und Ärzten aus dieser Arbeit mit Supervision mit mir beginnen. Die Themen sind ähnlich wie in der Sterbebegleitung der Hospizvereine, aber noch deutlicher auf die Frage der praktischen Unterstützung in einer schweren Krankheit ausgerichtet. Gleichzeitig gehört zur palliativen Arbeit, dass die meisten Patient*innen sterben. Der Umgang mit Sterben und Tod ist ein zentrales Geschehen in dieser Arbeit und gibt ihr dadurch auch ihre Bedeutung.
Unsere Gruppe ‚Ich-Entwicklung begleiten‘ hat sich in den letzten Treffen mit der Frage nach der Biografie des Ich auseinandergesetzt. Das wollen wir im nächsten Jahr weiterbearbeiten. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem Verhältnis von Ich und Geistselbst.
Die Arbeitsgruppe zur Frage der Sinne des Ich wird auch im nächsten Jahr sich weiter treffen. Hier standen therapeutische Fragestellungen zuletzt im Mittelpunkt.
Neu war für mich die Einladung zu einem Forschungskolloquium von David Richardoz in Alfter. Vielleicht geht es auch hier weiter. Ich würde mich freuen!
Eine weiteres Forschungskolloquium der DELOS Forschungsstelle hat in den letzten Zoom-Veranstaltungen auch eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit Schicksalsfragen begonnen. Auch hier ist die Frage nach der Beziehung zu Verstorbenen ein zentrales Thema.
Im Zuge meines Rückzuges aus der operativen Arbeit in der GESO hoffe ich auch wieder freie Kapazitäten für neue eigene Seminarangebote zu bekommen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach einem eigenen Ort hier in Horstedt für solche Angebote!
Aber vor allem hoffe ich Zeit zum Schreiben für meine eigene Forschungsarbeit, bzw. die gemeinsame Arbeit mit den Freunden von der DELOS Forschungsstelle zu bekommen. Wir haben ja immer noch die Fortsetzung des Buches ‚Die Psychologie des Ich‘ im Blick. Hier soll es vor allem um das periphere Ich gehen.
Dies alles in einer sehr schwierigen und schweren historischen Situation als Zeitlage.
Roland Wiese 30.12.2022
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Wunderschön – da kann das neue Jahr beginnen!
Auf dem Foto über diesem Text sieht man ein Grundstück, welches der Umkreis e.V. im letzten Jahr erworben hat. Auf dem Grundstück stand ein Haus, in diesem Haus wohnte unser Nachbar, der vor 2 Jahren verstorben ist. Wir haben dieses Grundstück, als Verein aus mehreren Gründen erworben. Wir wollten es als Ganzes erhalten, also verhindern, dass es in einzelne Baugrundstücke aufgeteilt wird und dann mit Häusern bebaut wird. Das Grundstück ist die alte ‚Schulwiese‘ der früheren Dorfschule von Horstedt, die man im Hintergrund sieht. Diese ist heute das Gemeindehaus der Kirche mit einem kleinen Wohnhaus angeschlossen, in dem sehr lange unsere Freundin Ursula Korff wohnte. Rechts neben dem Grundstück, neben den großen Linden, befindet sich der Friedhof des Dorfes, und auf der anderen Seite die Kirche. Unsere eigenen Grundstücke und Häuser grenzen auch daran. In unseren Räumen (Rasch/Wiese) ist bisher der Umkreis e.V. beheimatet, mit Büros und Arbeitsräumen und Atelier.
WeiterlesenVon David Richardoz ist ein Beitrag zu unserem Kolloquium vom Oktober in Alfter in der Vierteljahresschrift ‚Anthroposopsphie‘ Weihnachten 2022 erschienen.
Er ist auf der Seite der DELOS Forschungsstelle nachzulesen.
„Wert legen auf Psychologie und psychologisches Wirken.
Die Psychologie muß aus der Bewusstseinsseele neu begründet werden.
Die Psychologie sollte aber keine neue Theorie, sondern eine spirituelle Betätigung werden, mit der man dem Niedergang entgegenarbeitet, denn Menschen verlieren das Seelische. Das wäre ihre anthroposophische Aufgabe.“
(Notiz von Franz Löffler nach einem Gespräch mit Dr. Steiner am 6.Juli 1924)
Wenn heute der Begriff ‚Psychologie‘ gebraucht wird, dann ist nicht so wirklich deutlich, was damit eigentlich gemeint ist. Die Psychologie als Wissenschaft, aber auch als angewandte Technik, schwankt zwischen empirischer Wissenschaft mit einer Anlehnung an die Naturwissenschaft und einer Art Rest Psychologie mit philosophisch ernst zu nehmendem Anspruch. Diese zweite Form der Psychologie ist aktuell meist eine Art anthropologischer Phänomenologie oder auch phänomenologischer Anthropologie. Als Drittes existiert Psychologie noch als Wissenschaft, die den verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren zugrunde liegt, also Tiefenpsychologie und Verhaltenspsychologie. Aus dieser dritten Schicht speist sich wesentlich das allgemeine Selbsterleben und die Selbstanschauung. Insofern kann man berechtigt von einem psychoanalytischen Jahrhundert sprechen, was das menschliche Selbstverständnis angeht. Was bisher nicht wirklich entstanden ist, ist eine Psychologie als eine Art menschlicher Zentralwissenschaft, die eigentlich in allen Wissenschaften als menschliches Dabei Sein der Ausgangs- und Zielpunkt ist. So versteht sich aber ganz explizit die ‚Psychologie des Ich‘, die wir im Rahmen der Forschungsstelle für Psychologie DELOS erarbeiten (Buchveröffentlichung 2016: ‚Psychologie des Ich‘). Es geht in dieser Arbeit nicht nur um eine Psychologie im engeren Sinne, eine Psychologie der Seele. Eine wirkliche Psychologie des Ich ist immer auch eine Psychologie der Natur, eine Psychologie des Geistes usw. Eine solches Verständnis von Wissenschaftlichkeit würde den erlebenden Menschen nicht aus der Forschung herausnehmen, sondern ihn gerade als Mittelpunkt, also Ausgangspunkt und Zielpunkt sehen. In und mit der Psychologie entwickelt der Mensch sein sich selbst Verstehen und sein sich selbst Erleben in der Welt. Psychologie berührt als Wissenschaft immer auch die existenzielle Verfasstheit des einzelnen Menschen. Ihre Begriffe sind in ihrer Wirkung auf das Leben der Menschen direkt spürbar. In ihnen und durch sie erlebt der Mensch sich und die Welt. Insofern hat die Psychologie die Theologie und die Philosophie abgelöst. In den letzten 200 Jahren hat sich die Psychologie aber als ‚schwache Wissenschaft‘ gezeigt. Sie hat sich der naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklung als nicht gewachsen gezeigt und deren Methoden und Grundannahmen übernommen. Dies zeigt sich bspw. in der physiologischen Psychologie und Neurologie des 19. Jahrhunderts. Die empirischen Befunde dieser Psychologie überformten die eigentliche Psychologie und das menschliche Erleben wurde zum Effekt der Physiologie. Nicht die Ergebnisse der Forschungen sind das Problem, das Problem ist die geistige Schwäche der Psychologie, die sich in den Befunden verliert.
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