2022 – 20 Jahre DELOS Forschungsstelle

Vor 10 Jahren, 2012, habe ich eine kleine Jubiläumshymne auf die DELOS Forschungsstelle geschrieben und veröffentlicht (‚Ein Delphin taucht selten allein‘.) Nun haben wir 2022 und und die Forschungsstelle, zumindest die Arbeit in Eichwalde in der Stubenrauchstraße 77, ist 20 Jahre alt geworden. Anlass genug für eine kleine persönliche Standortbeschreibung. Eine mehr ‚offizielle‘ Mitteilung der Forschungsstelle findet sich auf ihrer Webseite inklusive des Beitrages von mir und einem wichtigen Aufsatz von Wolf-Ulrich Klünker aus 2012.

Als wir vor kurzem, nach längerer Zeit, mal wieder zu einem Arbeitstreffen in Eichwalde waren, hatte ich den Eindruck, dass das Haus sich doch sehr verändert hat. Und diese Veränderung hat mit der Entwicklung der Arbeit der Forschungsstelle zu tun. Nur deshalb soll dies hier auch geschildert werden. 2012 war das Haus im wesentlichen eine Art Seminar-Ort mit Gästezimmern und Wohnetage. Durch die damalige Seminarstruktur und die Forschungstreffen hatte man als Besucher immer eine Art Sonntags oder auch Festtagsstimmung (so beschreibe ich es ja auch in meinem Jubiläumsbeitrag von 2012). Das Haus füllte sich bei Seminaren und Treffen mit Besuchern und mit dem was dort inhaltlich gearbeitet wurde. Aber nach den Treffen leerte sich das Haus auch immer wieder schnell und wartete bis zur nächsten Veranstaltung. Auch die Gastgeber Wolf-Ulrich Klünker und Monika Elbert waren zu dieser Zeit die meiste Zeit in ganz Deutschland unterwegs, entweder im Rahmen der ‚Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland‘ oder auch für Vorträge und Veranstaltungen an anderen Orten.

Inzwischen hat sich das Leben für die Beteiligten doch merklich verändert. In den letzten Jahren natürlich zusätzlich durch die Einschränkungen der Corona Situation. Die größte Veränderung war dabei die Professur für Wolf-Ulrich Klünker in der Alanus Hochschule, die vor Corona die Zeit aufgeteilt hat in die Alanus-Zeit und die Eichwalde Zeit, bzw. andere Termine. Die einzige Professur für Anthroposophie (Erkenntnisgrundlagen der Anthroposophie usw.) weltweit, inzwischen seit einigen Jahren mit Ramona Rehn als wissenschaftlicher Mitarbeiterin, wie das formal genannt wird. Eine intensive, auch viel Zeit verlangende Arbeit in Alfter bei Bonn. Abgenommen haben dafür die Vorträge anderswo, aber auch die Seminare und Forschungstreffen in Eichwalde sind weniger geworden.

Für das Haus in Eichwalde hat das zur Folge, das es nun mehr ein Lebens- und Arbeitsort für die Forschungsstelle geworden ist. Das zeigt sich dem Besucher daran, dass das Haus jetzt erstmals wie in jeder Hinsicht ‚bewohnt‘ und ‚beseelt‘ erscheint. Es ist sichtbar erfüllt vom Leben und Arbeiten dort und bekommt dadurch jetzt ein dauerndes Leben. Durch die Corona Situation und den Wechsel der Alanus und Seminar-Veranstaltungen in Zoom Formate war es jetzt auch Ausstrahlungspunkt für die inhaltliche Arbeit. Es wurde jetzt dauerhaft von dort gearbeitet, Eichwalde war überall und gleichzeitig waren die Orte der Teilnehmenden im Haus anwesend. Dieses Bild von Eichwalde ist aber nur äußerer Ausdruck einer sich auch weiter entwickelnden Forschung – es kann hier nur angedeutet werden was damit gemeint ist: Der Begriff ist in der Empfindung angekommen! soweit die begriffliche Seite. Gleichzeitig ist dadurch eine Durchdringung von Empfindung und Leben möglich, die weder in bisheriger Wissenschaft, noch in den allgemeinen Lebensformen bisher möglich war. Diese Berührung und Durchdringung mitzubekommen ist natürlich nicht einfach, da man eventuell mit bestimmten Erwartungen aus der Vergangenheit mehr an der begrifflichen Seite des Geschehens interessiert war und ist. Das heißt auch die Formen , in denen eine solche Forschung (mit)geteilt werden kann, sind nicht mehr die Formen von vor zehn Jahren. Die Entwicklung läuft auf eine immer situativere Lebens- und Arbeitsform hinaus, während die allgemeinen Wissenschafts- und Lebensformen immer mehr in systematisierende Planungen und Zielvorstellungen gepresst werden. Inspiration, also Schicksalssinn und Entwicklungssinn, sind aber in solchen Formen nur schwerlich zu leben. Auch insofern ist eine solche Forschung immer auch ein maximaler Grenzgang und ähnlich wie andere Grenzberührungen nicht unbedingt massentauglich.

Die eigene individuelle Beziehung zu diesem Forschungs- und Lebens Geschehen entwickelt sich auch weiter. Seit dem Sommer gehöre ich als Mitarbeiter und Gesellschafter zur DELOS-Forschungsstelle dazu, aber in ganz eigener Position und Rolle. Deshalb kann ich eigentlich keine Jubiläumshymne mehr wie vor 10 Jahren mit dem Blick von außen schreiben. Ich kann nur aus meinem Beteiligt Sein berichten und der Sinn des Berichtes liegt darin auf die Dimensionen der Forschungsarbeit und damit der Forschungsstelle in Eichwalde hinzuweisen.

Roland Wiese, 15.1.2022