Wer schaut?

Heute ist der Katalog von Jasminka Bogdanovic bei uns angekommen. Es ist noch einmal etwas ganz anderes in einem Buch durch Bilder und Texte zu blättern. Gerade bei den Porträts ist mir das aufgefallen. Ein lesendes Schauen… und ein neuer Zusammenhang. Ich habe zu dem Katalog mit zwei Texten beigetragen: ‚Wer schaut‘ (Über die Porträts) und ‚Die Ich-Empfindung der Farbe‘. Der Katalog ist zu erwerben ab 28.9.2019. 175 Seiten 29 € im Wolfbach-Verlag. Mehr Bilder auf  http://www.bogdanovic.ch

Wer schaut? Das lebendige Bild des Ich
Die Porträts von Jasminka Bogdanovic

Was heißt es eigentlich, ein Bild von einem lebenden Menschen zu malen? Wie geht das überhaupt und was will man damit erreichen?
Menschen emittieren Bilder von sich. Sie tun dies ständig in einem lebendigen Fluss von Bildern, die sich gegenseitig auslöschen, übermalen, neu malen usw. Wer einmal mit einem anderen Menschen ein intimes Gespräch geführt hat, kann dies vor allem im Antlitz verfolgen. In diesem wird eine Art Bildgeschehen sichtbar, bei dem sich unaufhörlich neue Empfindungsgesichter bilden und ineinander übergehen. Es ist ein ähnlicher Vorgang wie am Himmel, wenn sich Wolken formieren, sich verwandeln und miteinander verbinden. Weiterlesen

Unboxing: Katalog Jasminka Bogdanovic Farbe und Porträt

Heute ist der Katalog von Jasminka Bogdanovic angekommen! Es ist gut wenn, die langjährige Arbeit von Jasminka hier einmal dokumentiert wird. Auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Beitragenden wird sichtbar. Ab 28.9.2019 erhältlich bei Wolfbach-Verlag, 29 € 175 Seiten. Eine Buchvernissage gibt es am Samstag den 28.9.2019 um 16.00 Uhr in Dornach/Schweiz, Hügelweg 59 im Glashaus mit Ausstellung und Künstlergespräch. Die Ausstellung ist Samstag 12-18 Uhr und Sonntag 10 bis 18 Uhr geöffnet. 

Farbe und Stein

Forschungswege mit der Farbe V

Farbe und Stein

Ein Besuch bei Raimer Jochims

Forschungswege IV fand im März in Horstedt statt. Dort hatten wir eine Ausstellung von Wolfgang Voigt im Atelier von Elfi Wiese. Ein intensive Betrachtung der Bilder, ein gemeinsames Vertiefen in das Sehen war der Höhepunkt der kurzen Ausstellung. Bei diesem gemeinsamen ‚Sehen‘ war auch Ute Seifert, Künstlerin aus Otterstedt und Bremen erstmalig bei uns. Und aus dieser gemeinsamen Aktivität entstand der nächste Schritt unserer Forschungsreise, der Impuls den Maler  und Kunsttheoretiker Raimer Jochims zu besuchen. Ute Seifert ist seit über dreißig Jahren mit ihm befreundet und hat ihn zu Vorträgen eingeladen, Texte von ihm veröffentlicht und mit ihm ausgestellt. Sie hat unseren gemeinsamen Besuch angeregt und vermittelt.  Raimer Jochims lebt in Maintal bei Frankfurt ist inzwischen 84 Jahre alt und hat dort, wo er lebt und arbeitet, eine Stiftung aufgebaut, in der er seine Sammlung ‚Weltkunst‘ zeigt. Viele kostbare Stücke aus allen Zeiten und Regionen sind dort miteinander im Gespräch vereint. In einem weiteren Gebäude hat er einen Ausstellungsraum für die eigenen Arbeiten (von dort ist das Foto). Wir haben an zwei Tagen mit Raimer Jochims seine Sammlung und seine eigenen Werke betrachtet, konnten aber auch mit dem Künstler Michael Kolod in seinem Atelier interessante Beobachtungen machen zu indirekten Licht- und Farbwirkungen, die seine Werke erzeugen. Michael Kolod lebt und arbeitet mit Raimer Jochims und anderen Menschen in der Elias-Gemeinschaft in Maintal und ist auch mitverantwortlich für die Elias-Stiftung. Der folgende Text ist keine Reportage oder Bericht über dieses Treffen, sondern mein ganz anfänglicher und individueller begrifflicher Zugang zu Raimer Jochims und seinem Werk. Mein Zugang ist dabei weniger kunsthistorisch oder künstlerisch, als mehr menschenkundlich, also vom menschlichen Leben her.

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Ausstellungsraum ‚Am Kirchberg‘ Stiftung-Eliashof. (Ute Seifert, Elfi Wiese und Raimer Jochims)

Farbe und Stein

Raimer Jochims bezeichnet sich als Farbmaler, sagt selbst immer wieder, dass das Sehen für ihn das Wichtigste ist und alles Malen gewissermaßen ein Sehen lernen ist. Raimer Jochims ist ein Maler, der das künstlerische Schaffen vollkommen als Forschen versteht, ein Forschen vom Staunen geleitet und motiviert, aber auch ein Forschen streng geleitet von einer übenden Haltung und einem konsequenten Folgen der eigenen Erkenntnisse. So hat er zum Beispiel in seinem forschenden und praktizierenden Umgang mit der Farbe bemerkt, dass das Leben und die Energie der Farbe für ihn nicht mehr in rechteckige oder quadratische Bildformen passt und diese dann auch aufgegeben und freiere, den Farben des jeweiligen Bildes entsprechende Formen gesucht und gefunden.
Warum habe ich diesen Beitrag über einen Maler ‚Farbe und Stein‘ genannt? Im Nachklang blieben mir drei wesentliche Erfahrungen von diesem Besuch. Erfahrungen, die natürlich damit zu tun haben, dass ich mich seit einiger Zeit intensiv mit Fragen der Sinneswahrnehmung, insbesondere dem Tastsinn  beschäftigt habe..

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