Alanus ab Insulis

Selbsterkenntnis – Natur – Wissenschaft

Ganz frisch erschienen: Die 2. Auflage der Monographie von Wolf-Ulrich Klünker zu Alanus ab Insulis. Als Namensgeber der Alanus-Hochschule erscheint die überarbeitete Neuauflage zum Jubiläum der Hochschule.

Wolf-Ulrich Klünker zeigt in dieser wegweisenden Studie, dass Alanus ab Insulis am Ende des 12. Jahrhunderts die Keime eines neuen wissenschaftlichen Bewusstseins gelegt hat, das zu einer Vertiefung der Erkenntnis und des Lebens führen kann.

Wenn sich das menschliche Selbstbewusstsein in seinem Verhältnis zur Welt selbst erkennt, entsteht ein neues wissenschaftliches Bewusstsein, nach und nach auch als Lebenshaltung. Dann wird Wissenschaft allmählich ein Weg zur Vertiefung der Erkenntnis und des Lebens. 

Die verschiedenen Wissenschaftsbereiche könnten sich heute für eine solche Entwicklung öffnen. Alanus ab Insulis hat am Ende des 12. Jahrhunderts diese menschliche Öffnung der Wissenschaft vorbereitet. So entsteht eine neue Geschwisterlichkeit des Menschen mit der Natur und mit geistigen Entwicklungshorizonten: ein zukunftsfähiger Begriff der Anthroposophie, welche damit die wissenschaftliche Intention des Alanus einlöst.

128 Seiten

Kartoniert

Neuausgabe, 2. überarb. Auflage 2022

ISBN 978-3-7725-1195-0

Verlag Freies Geistesleben

Mit den Verstorbenen leben. Sichtbare und unsichtbare Natur.

Es geht um ein neues Verständnis der Beziehung von Seele und Leib und um eine geistige Haltung, die Angst und Illusion auf diesem Gebiet überwindet.

Onlinevortrag von Prof. Dr. Dr. Wolf-Ulrich Klünker, Turmalin Stiftung & Delos Forschungsstelle für Psychologie

Sa, 03. Dezember 2022

Zeiten: 10:30–17:00

Kosten: 7 UStd.: 95 €

Ort: Online

Anmeldung: Yvonne Rausch, rausch@fbw-rheinland.de, Tel. 0221.941 49 30.

Ich-Entwicklung begleiten

Ich-Entwicklung begleiten 26.11.2022

In unserem gestrigen Treffen hatten wir zwei Themen, die in Wirklichkeit ein Thema sind. Das eine  Thema war, mehr nebenher und nach dem eigentlichen Treffen, das aktuelle Mediengeschehen mit  der ‚Anthroposophie‘ (oder was immer man dafür hält), das andere Thema, das uns beschäftigt hat, war die Frage nach dem Denken. Ausgangspunkt war ein Zitat auf dem Flipchart: „Das Denken beruht auf Empfindung und ist nur die andere Seite des Gefühls, weshalb alles Denken, was nicht an der Wärme des Gefühls zur Reife gelangt, wie alles Fühlen, das nicht am Lichte des Denkens sich klärt, einseitig ist.“ Das Zitat ist von Bartholomäus von Carneri, einem österreichischen Denker (1821-1909), das von Steiner in seinem Buch ‚Vom Menschenrätsel‘ (1916, S. 116) zitiert wird.

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Kolloquium zur Ich Psychologie Teil 3

Peripheres Ich in der Bewegung

Die folgenden Gedanken versuchen einige Zusammenhänge aus dem Kolloquium in Alfter zur eurythmischen Bewegung weiterzubewegen. Dabei geht es weniger um eine Theorie der Eurythmie, mehr um eine menschenkundlich-psychologische Perspektive.

Einige Phänomene des eigenen Erlebens, wie das Ich-Erlebnis oder auch das Selbstbewusstsein, sind zwar in höchstem Maße evident, verbergen aber ihren Ursprung. Wie in anderen Beiträgen dargestellt, hat das ganz kleine Kind ein solches Bewusstsein von sich selbst noch nicht. Es ist noch unvermittelt verbunden mit seiner Umgebung und unterscheidet erst im Laufe seiner Entwicklung zwischen sich und der Umgebung. Steiner hat diese Entwicklung zurückgeführt auf das Hineinstellen des Kindes in die irdischen Kräfte wie Schwerkraft usw. wodurch sich das  Kind aufrecht Stehen und das Gehen erwirbt. „Der Mensch verbindet sich mit gewissen Erdenkräften, indem er seinen Organismus in diese Kräfte hineinorientiert. Er lernt aufrechtstehen und gehen, er lernt mit seinen Armen und Händen sich in das Gleichgewicht der irdischen Kräfte hineinzustellen.“ ( März 1925, Leitsätze,  S.256) Je mehr er sich direkt in diese irdischen Kräfte  einlebt, um sehr bildet sich der Leib mit seinem ganzen Bewegungsapparat so um, wie es der Bewegung in diesen Kräften notwendig ist. Im Heilpädagogischen Kurs formuliert Steiner ja ganz klar, dass das Ich sich direkt in diese irdischen Kräfte hineinstellt und nicht über den Leib vermittelt. Der Leib ist vielmehr der Ort, an dem dies geschieht, und der auch darauf mit seiner Gestaltung und Entwicklung reagiert. Das Ich ist darin aktiv, aber meist unbewusst, in den unteren Sinnen tätig: Tastsinn, Eigenbewegungssinn, Gleichgewichtssinn und Lebenssinn und als eine Art Übergang der Wärmesinn, sind Ich-Tätigkeiten, die sich an den irdischen Kräften heranbilden und sie gleichzeitig bis zu einem bestimmten Maß aufheben lernen – in der Tätigkeit. Da der eigene Organismus der Ort ist, in und an dem diese Tätigkeit ausgeübt wird, strahlt aus diesem Ort etwas von der eigenen geistigen Tätigkeit zurück in das Bewusstsein, was als Selbstbewusstsein erlebt wird. Zur Klarstellung: Das Tier erwirbt sich seine Bewegungsfähigkeiten meist nicht aus der unbewussten Ich-Tätigkeit in den irdischen Kräften. Es bringt seine Bewegungen gewissermaßen schon mit – sie sind mehr umgebungsbestimmt als von einem zentralen Ich ausgehend. Deshalb kommt das Tier zwar zu einem gewissen Bewusstsein, aber nicht zu einem Selbstbewusstsein. (Wer die Bewegungsfrage näher studieren möchte,  findet dazu ausführliches Material bei Albertus Magnus in seinem Werk ‚Über die Prinzipien der fortschreitenden Bewegung‘, Freiburg 2014, dankenswerterweise auf Deutsch übersetzt von Jürgen Wetzelsberger).

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Kolloquium zur Ich-Psychologie Teil 2

Abstraktion und Leben Teil 2

Leben erleben

Einer der zentralen Begriffe einer gegenwärtigen Psychologie des Ich ist der Begriff des ‚Selbstgefühls‘. Wolf-Ulrich Klünker hat ihn in dem Buch ‚Die Empfindung des Schicksals‘ immer wieder neu charakterisiert. „In der Gegenwart hat sich das Selbstgefühl des Ich zu dem Berührungspunkt von Bewusstsein und Leben herangebildet. (…) Indem das Ich jetzt sich selbst empfindet und erlebt, fühlt es (zumindest indirekt) seine eigene Existenz in der Berührung von Bewusstsein und Leben.“ (S.23) Wichtig ist hieran die Betonung des Jetzt. Es geht um das Bemerken im gegenwärtigen Erleben. Das ältere Selbstgefühl ruht auf der unbewussten Tätigkeit der unteren Sinne auf und war insofern leibgestützt. Es gab dem Bewusstsein ein Daseinsgefühl.  Das gegenwärtige Selbstgefühl strahlt nicht mehr unbewusst in das Bewusstsein als dessen Untergrund. Es bildet sich immer wieder neu im Berührungspunkt von Bewusstsein und Leben. Es ist immer aktuelles Erleben. Es bildet sich aus der Verbindung von Bewusstseinsinhalten und Bewegungen und der zeitlichen und  örtlichen Situation. Die bisher getrennten Wahrnehmungen der unbewussten, aber aktiv tätigen unteren Sinne und bewussten, aber passiv rezeptiven oberen Sinne kommen zusammen. Ursache dafür ist die Entwicklung der Intellektualität hin zu einer möglichen Durchleuchtung der oberen Sinne. Diese bleiben nicht mehr rein passiv und lösen dann ein reaktives Denken aus, sondern das stärkere Denken wirkt in die Sinneswahrnehmung hinein. Dieses Hineinwirken ist weniger als inhaltliches Wirken zu denken, sondern mehr als Zusammenhangsbildend. Das bisherige Selbstgefühl bezog seine Identität aus der zusammenhänglichen Kraft der unteren Sinne. Die stützende Kraft der irdischen Verhältnisse und die zeitliche Kontinuität der Lebensprozesse, die bisher das Selbstgefühl konstituiert hat, werden nun durch die Zusammenhänglichkeit der Bewusstseinsverhältnisse ‚aufgehoben‘ in ein aktuelles Ich-Gefühl.

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