In der Bibliothek der Alanus-Hochschule ist zur Zeit eine Ausstellung mit Arbeiten von Ramona Rehn zu sehen. Ruhige und beruhigende Werke in einer ruhigen Umgebung. Die Mitarbeiterin dort, mit der wir über die Arbeiten sprachen,war sehr freundlich und angetan von den Lochkamera-Bildern, einem Stein und den beiden Wachsbildern.
Inzwischen wurde Ausstellung auf den Eingangsbereich von Campus 2 erweitert, was diesem etwas unwirtlichen Ort sehr gut tut. Er wirkt jetzt doch menschlich belebt und beseelt.
Ramona Rehn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin von Wolf-Ulrich Klünker an der Alanus-Hochschule. Künstlerisch hat sie sich in den letzten Jahren vor allem mit Lochkamera-Bildern und den hier erstmals gezeigten Wachs-Arbeiten beschäftigt.
Jetzt sind wir in Rodez, wo er in seinem Geburtsort ein Museum mit seinen Werken gestiftet hat und wollen uns seine Bilder einmal hier vor Ort anschauen. In der Nähe befindet sich auch die Kirche in Conques, für die er Fenster entwickelt hat. (kommt auch im Beitrag vor). Pierre Soulage ist letztes Jahr gestorben. Auch das begleitet uns bei unserer Forschungsreise.
Pierre Soulage hat von Beginn an mit Schwarz als Farbe gearbeitet und sie gründlich sich erarbeitet. Aber erst 1979 hat er eine Art Sprung getan in den Raum, den er dann Outrenoir nannte, und den er von da an erforscht und in Präsenz gebracht hat.
Schwarz als ‚Outrenoir‘, Überschwarz…. in den späten Bildern. Schwarz als Ausgangsgrund für Licht, Farben, die sich an den Formen und Kanten bilden.
Im ersten Teil habe ich auf eine gesellschaftliche Bewegung (Recovery) aufmerksam gemacht, die mit Krankheit und Behinderung, insbesondere psychischer Erkrankung, einen ganz neuen Umgang gefunden hat. Es geht darum aus dem problematischen Erleben und mit dem Erleben eine Entwicklungsbewegung zu finden, die die Erkrankung oder Störung des seelischen Erlebens in den Hintergrund treten lässt. Es geht um einen Genesungsweg, der im wesentlichen einem Entwicklungsweg entspricht, aber sich dadurch unterscheidet, dass er existentiell notwendig ist, dass er aus einer existentiellen Erfahrung heraus gegangen werden muss, die erst einmal nur wenig Spielraum für neue Möglichkeiten lässt. Will man eine solche Entwicklungssituation des Ich genauer verstehen, muss man etwas tiefer in das hineingehen, was das Ich eigentlich ausmacht und was dementsprechend als Bewegung für eine heutige Ich-Entwicklung möglich, aber auch nötig ist. Dabei zeigt sich auch eine ganz neue Entwicklungssituation für das Ich.
1
Identität und Entwicklung
Für das Ich lässt sich zunehmend eine ganz neue Entwicklungsdimension bemerken, die, wenn man sie in eine Art Formel bringen wollte, so lautete: Während früher die Ich-Entwicklung darin bestand sich zu einem Ich zu entwickeln an allem was als Nicht-Ich in einem und um einen herum existiert, besteht die aktuelle Entwicklungssituation des Ich darin, sich mit dem und in dem eigenen Ich zu entwickeln. Das Ich entwickelt sich in dem, was es als Ich geworden ist. Eine solche Entwicklung von Ich im Ich kann man natürlich vordergründig biografisch verstehen, und ein solches Moment ist auch zunehmend gegeben. Voraussetzung für eine solche Entwicklungssituation des Ich ist aber ein Verständnis einer Ich-Genese über mehrere Inkarnationen hinweg. Das heutige Ich wäre also zu verstehen als Ergebnis einer Ich-Entwicklung eines vorherigen Lebens und als Ausgangspunkt für weitere Ich-Bildungen. Insofern würde die Entwicklung des Ich im Ich voraussetzen, dass ich den Unterschied zwischen dem gewordenen Ich und dem anstehenden Entwicklungsschritt bemerken kann. Ich muss mich in mir selbst von mir unterscheiden können. Die vorherige Entwicklungssituation war mehr dadurch gekennzeichnet, dass ich mich von kollektiveren Formen des Seins als Ich unterscheiden musste. Diese Entwicklung ist auch sicherlich noch nicht abgeschlossen, aber die Tendenz geht heute schon in eine andere Richtung: in die Entwicklung des Ich im Ich. Zumindest ist es wichtig diese Art von Entwicklung schon einmal zu bemerken und näher anzuschauen, weil aus einer solchen Veränderung natürlich ganz andere Umgangsweisen resultieren, bzw. alte Denk- und Umgangsweisen, insbesondere auch therapeutische (und selbsttherapeutische) Ansätze sich dementsprechend verändern müssten (wie das an den Ansätzen der ‚Recovery-Bewegung‘ gut zu erkennen ist). Eine solche grundlegende menschenkundliche Veränderung betrifft aber auch alle sozialen und politischen Verhältnisse. Denn diese müssten sich ja auf eine solche Dimension von Ich-Entwicklung ausrichten. Man kann dies heute schon daran bemerken, dass alte gesellschaftliche Denkweisen zunehmend in Krisen münden, weil sie nicht mehr zu Lösung aktueller, durch die Ich-Entwicklung aufgeworfenen Probleme taugen. Die alten Denkweisen wirken heute geradezu toxisch auf die einzelnen Menschen und ihre sozialen Zusammenhänge (dazu gehören alle Anschauungen des Menschen als Gruppenseele).
In meinem Beitrag mission accomplished, den ich geschrieben habe im Zusammenhang mit meinem Rückzug aus meiner beruflichen Tätigkeit bei der Gesellschaft für soziale Hilfen, skizziere ich ja eine ganz bestimmte erste Epoche der Entwicklung hin zu einer gemeindenahen und sozialen Psychiatrie. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie eigentlich der nächste Schritt dieser Entwicklung aussieht. In diesem Beitrag soll dieser Frage nachgegangen werden.
Angestoßen und konkretisiert wurde die Beschäftigung mit dieser Frage durch ein Erlebnis, das ich vor kurzem bei einer Klausur mit Kollegen hatte. Es waren zu dieser Klausur drei Menschen eingeladen, die als Gäste berichten sollten über die Ausbildung und Tätigkeit als Genesungsbegleiter*innen und über ‚Recovery‘ in der psychiatrischen Versorgung. Als Fachliche Leitung einer sozialpsychiatrischen Einrichtung habe ich mich natürlich schon auf vielen Tagungen und in Fortbildungen und auch in meinem Alltag mit diesen Themen beschäftigt. Aber erst bei dieser Klausur habe ich eine innere Berührung mit dem erlebt, was als geistige Bewegung und auch als geistige Kraft in den ganzen äußeren Modellen und Konzepten und Projekten wirkt. Es waren einige Schlüsselbegriffe, die dort genannt wurden, die bei mir in ganz bestimmter Weise aufschlagen konnten. Und die mich wie zurückführten an den Ausgangspunkt meiner Erfahrung und Arbeit mit Menschen, die psychiatrische Erfahrungen gemacht hatten.
Ich war am Dienstag als Gast im Seminar ‚Die Antwort der Seele‘ von Wolf-Ulrich Klünker und Ramona Rehn an der Alanus-Hochschule in Bonn. Der Titel des Seminars ist ja auch der Titel eines Buches von W. U. Klünker , das 2007 erschienen ist: ‚Die Antwort der Seele, Psychologie an de Grenzen der Ich-Erfahrung‘. Für mich spannte sich an diesem Nachmittag ein Bogen von heute bis in das Jahr 2004 zurück, in dem in der Wochenschrift Das Goetheanum drei Aufsätze erschienen sind: „1. Seele und Geist, 2. Seele und Krankheit und 3. Seele und Angst“. Für jemanden, der wie ich in der Psychiatrie arbeitete, waren diese Aufsätze damals geradezu eine Art Erlösung. Denn in ihnen wird ein Verhältnis zum eigenen Seelischen aufgezeigt, das von jedem Menschen ganz persönlich denkbar und innerlich nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zu einem Verhältnis, wie es die gegenwärtige psychiatrische Wissenschaft heute sieht: Mein seelisches Erleben sei im Wesentlichen ein Phänomen, das seine Ursachen in meinem Hirnstoffwechsel hat. Abgesehen davon, dass diese Vorstellung inzwischen auch wissenschaftlich nicht mehr wirklich trägt, ist sie auch für den einzelnen Menschen nicht mit sich in einen erlebbaren Zusammenhang zu bringen. Damit ist aber die Verbindung zwischen Seele und Leib ungeklärt.
Im Jahr 2011 ist das Buch ‚Die Empfindung des Schicksals‘ erschienen (Verlag Freies Geistesleben). Jetzt hat Wolf-Ulrich Klünker begonnen aus dem Buch vorzulesen und es gleichzeitig aus heutiger Sicht zu erläutern. (Auf der DELOS Webseite sind inzwischen 48 Folgen zu hören) Das ist ein interessantes Format, weil im Vorlesen und Kommentieren die Entwicklung von 2011bis heute deutlich wird, z.B. dadurch, dass Vieles, was damals noch sehr kompliziert klingt, heute schon wesentlich einfacher erläutert werden kann. Ich habe dieses Buch damals sehr intensiv durchgearbeitet und auch besprochen ( Wochenschrift)und ich hatte den Eindruck, es wird für die anthroposophische Szene darauf ankommen, ob sie den Entwicklungsschritt bemerkt und mitgeht, der mit diesem Buch gegangen wird. Im Großen und Ganzen hat sie es nicht bemerkt und ist stattdessen in einer Vergangenheitsfixierung hängengeblieben. Dies hat für sie die entsprechenden Folgen gehabt, die mir schon 2011 deutlich waren: Ihr Inhalt besteht aus vergangenem Geistesleben, das gegenwärtige ist in ihr nicht mehr zu Hause. Das mag erst einmal arrogant klingen, aber es geht um eine lebensnahe geisteswissenschaftliche Menschenkunde der Gegenwart (und der Zukunft) und diese lässt sich nicht allein aus der Exegese der Vergangenheit gewinnen!Ein wenig klingt dieses Motiv schon in meiner Rezension von 2011 durch, weshalb ich sie aus diesem Anlass hier noch einmal veröffentliche.
Update 21.4.2022: Inzwischen habe ich bemerkt, dass ich hier meinen Entwurf veröffentlicht habe, der sehr viel umfänglicher noch die geistesgeschichtliche Entwicklung nachzeichnet. Ich stelle die dann tatsächlich erschienene Rezension hier als PDF dazu!
Eine Anthroposophie der Gegenwart (2011)
Zum Erscheinen des Buches ‚Die Empfindung des Schicksals‘ von Wolf Ulrich Klünker
Es gibt wenig geisteswissenschaftliche Forschung der Gegenwart. Es mangelt geradezu an solcher Geisteswissenschaft. Vor allem angesichts der Überfülle technizistischer Wissenschaftsforschung, muss einem Angst und Bange werden, dass so wenig geisteswissenschaftlich geforscht wird. Geisteswissenschaft ist notwendig, damit sich der Mensch als Mensch selbst finden kann. Ohne sie könnte er sich verloren gehen. Schlimmer noch, er würde es möglichweise gar nicht bemerken, dass er sich schon längst verloren hat. Es würde dann als menschlich gelten können, was aus geisteswissenschaftlicher Perspektive doch als unmenschlich zu erleben wäre. Geisteswissenschaft und Menschsein gehören nahe beieinander. Vielleicht ist es deshalb so schwierig heute überhaupt einen Begriff davon zu bekommen, was gegenwärtige Geisteswissenschaft sein könnte, weil auch das sich selbst verstehende Menschsein heute schwierig ist.
so titelt Holger Crumb seinen Artikel im Bürgerportal Bergisch Gladbach
Esther Müller u. Monika HanschUli Dörr Elfi Wiese Bilder von der Vernissage am 27.1.2023 in der Galerie Schröder und Dörr. Manfred SchröderUdo Eckwerth
Meine ‚berufliche‘ Tätigkeit in der GESO (Gesellschaft für soziale Hilfen) geht so langsam dem Ende entgegen. Es gibt Menschen, die sagen, Roland geht jetzt in Rente. In Wirklichkeit bin ich natürlich mit knapp 66 Jahren noch in keiner Weise arbeitsunfähig, oder Ruhestandsbedürftig. Nein, der eigentliche Grund meines Rückzuges ist der, dass ich erlebe, dass meine Aufgabe, diese spezielle Aufgabe, eine meiner Lebensaufgaben, erfüllt ist. Andere Aufgaben sind dies noch nicht. Sie mussten aber, angesichts des Umfanges der Tätigkeit in der GESO, zurückstehen. Was war das für eine Aufgabe, die ganz objektiv zu erledigen war und die ganz subjektiv mit mir geleistet werden musste?