Das Leben der Bilder

16.8.2022 Gespräch zu den Bildern der Ausstellung ‚View with a room‘

Gestern Abend hatten wir ein sehr schönes Gespräch im KunstRaum Bremen mit einigen wenigen Menschen zu den Bildern der Ausstellung. Eigentlich wollten wir ein einzelnes Bild einmal intensiv betrachten, es wurde aber mehr ein Austausch über die Bilder in ihrem aktuellen Zusammenklang in der Ausstellung im KunstRaum. Dabei ging das Gespräch immer hin und her von den Bildern zu bestimmten Themen, von den Themen zu den Bildern, von persönlichen Erfahrungen zu den Bildern usw. Wir saßen ja in dem Raum, in den die Bilder hineinleuchteten, also mitten zwischen den Bildern. Es war insofern nicht ein Anschauen der ‚Oberfläche‘ der Bilder oder ein Befragen nach dem Inhalt des Bildes, es war ein Abspüren der Wirkungen der Bilder in das gemeinsame Leben und Erleben im Raum. Man könnte das in keiner Weise mehr auseinandernehmen: Bilder, Raum, die Konstellation der Menschen, die Abendstimmung usw. Dadurch entstand eine ganz spezielle Substanz dieses Abends mit Tiefe und Ernst und sommerlicher Wärme. Vielleicht ist es das, was Wolf-Ulrich Klünker einmal (2010) anlässlich der Ausstellungseröffnung in Hamburg mit der ‚Hintergrundwirkung‘ der Kunst ansprach. Wie wirkt eigentlich ein Bild über die Bildinhalt hinaus in den menschlichen Erlebens und Lebensraum hinein. Das sind natürlich viel leisere Wirkungen, indirektere Wirkungen, sie sind auch nicht zu kausalisieren. Vielmehr mischen sich die Bilder mit in das Leben, sind aber auch angewiesen auf ein solches Leben mit ihnen. Es sind keine Inhaltsgegenstände mehr, die an der Wand hängen und interpretiert und diskutiert werden müssen. Weniger Bewusstseinsbilder mehr Lebensbilder…

Roland Wiese 17.8.2022

Einige Bildern von den Bildern trotz oder wegen diesen Einsichten:

View with a room – Vernissage

Kunstraum von Ute Seifert in der Rückertstraße in Bremen

Eine sehr schöne und sommerlich erfüllte und gefüllte Vernissage am Sonntagmorgen!

Zur Ausstellung von Elfi Wiese im ‚Kunst [  ] Raum‘ Bremen  8/2022

Eröffnungsansprache von Ute Seifert

Vielleicht gibt es die/den eine/n oder andere/n unter Ihnen und Euch, die die letzte Ausstellung, von Susanne Schossig, hier in unseren Räumen erinnern.

Mir schien nun diese neue Ausstellung eine schöne Fortsetzung unserer Arbeit, unserer letzten Ausstellung!

Wie schön jedoch, dass Ähnliches, Gleiches, doch immer anders ist. Nur der schnelle Blick übersieht die Differenz.

Die Arbeiten von Elfi Wiese zeigen große, atmende Flächen mit darüber gelegten kleinräumig-schriftartigen Bewegungen, die sich aus ihrem linearen Ursprung heraus auch zu Flächigem hin verdichten. Dies erlebt man besonders und oft mit Stau-nen, wenn man den Bildern in Nähe und Distanz begegnet.

Welche Gedanken haben wir, wenn wir eine Reise in ein fremdes Land unternehmen?

Wie begegnen wir dem fremden Land und versuchen, dieser Begegnung in der künstlerischen Arbeit Gestalt zu geben?

Wie lerne ich ein Land kennen?

Ist ein Land seine Sehenswürdigkeiten?

Wo beginnt die künstlerischer Arbeit?

Gibt es neben den „Sehens-Würdigkeiten“ auch andere „Würdigkeiten“ zu entdecken?

Auf vielen Reisen hat Elfi Wiese Landschaften erkundet, Material, Erden gesammelt. 

Ich zitiere hier ihre eigenen Worte  –  „Für mich liegt im Umgang mit  Landschaft und Materie eine wichtige Quelle für meine Bilder. Die Gestaltung wird oft vom Erleben der Landschaft geleitet, sowie von der Beschaffenheit  und Farbe des gefundenen Erdmaterials. Doch Empfindung  von Stimmigkeit der Komposition als solche ist letztlich das Ausschlaggebende. Das Material ist wichtig, Auslöser der malerischen Tätigkeit. aber ein Bild empfinde ich dann als gelungen, wenn Licht wie aus der Tiefe des Bildes entsteht….. Nicht, indem das Werk ein Landschaftsbild als Abbild zeigt, sondern indem es tatsächlich eine Substanz aus einer oder verschiedenen Landschaften enthält. Die untergründige Konsistenz und Farbigkeit dieser Landschaften ist im Bild“,  ist also im Grunde in transformierter Weise diese Landschaft selbst.

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Klinik Öschelbronn bekommt Bilder von Elfi Wiese für den Neubau gespendet

Nach unserem Forschungstreffen in Bonn zum Thema ‚Sinne des Ich‘ , sind wir weiter in den Süden nach Öschelbronn gefahren, um zwei Bilder von Elfi zu übergeben, die der Klinik für gespendet worden sind. Eine ausgiebige Führung durch den Neubau und ein intensiver Austausch mit Sybille Czika von der Klinikleitung rundeten den Besuch ab. Vielen Dank für die freundliche Aufnahme!

Klinik Öschelbronn, Neubau

Ein Spender, der ungenannt bleiben möchte, hat der Klinik in Öschelbronn zwei Bilder von Elfi Wiese gespendet.  Elfi Wiese war persönlich zur Übergabe gekommen und konnte Sybille Czika von der Klinikleitung über ihre malerische Arbeit und die beiden Bilder berichten. Eines der Bilder ‚Erdaufgang‘ war 2010 titelgebend für eine Ausstellung in der Galerie am Steiner-Haus in Hamburg. Es nimmt auch inhaltlich eine besondere Stellung in ihrem Werk  ein, in dem die Bilder nur selten Titel tragen. Wenn man es anschaut kann man die vertikale ‚aufhebende‘ Kraft bemerken, die rein malerisch in dem Bild wirkt. Elfi Wiese, geb. 1957 in Leverkusen, hat Sozialpädagogik und Kunsttherapie studiert. Sie wirkt seit 1986 künstlerisch in der Erwachsenenbildung und in der Arbeit mit seelisch kranken Menschen. Seit 2001 intensiviert sie die eigene künstlerische Arbeit und zeigt sie in vielen  Ausstellungen. Nach einem intensiven Austausch führte Frau Czika die Malerin durch das neue Klinikgebäude, das mit seiner farbigen Gestaltung innen wie außen beeindruckt. In diesem therapeutischen Zusammenhang finden die Bilder sicherlich einen passenden Ort, an dem sie wirken können, so wie es sich der Spender gewünscht hat.      

Sybille Czika (Klinikleitung) und Elfi Wiese

http://www.klinik-oeschelbronn.de  http://www.elfiwiese.com

Gratulation zum 90. Geburtstag von Gabriel Prinsenberg

Lieber Gabriel,


zu deinem 90. Geburtstag möchte ich gerne das Gespräch fortsetzen, das wir mündlich und schriftlich im Jahr 2021 wieder aufgenommen haben. Inzwischen hatten wir im Frühjahr eine Mitgliederversammlung im Umkreis, anlässlich der mir weitere Zusammenhänge unserer eigenen Entwicklung klar geworden sind. Unsere Arbeit hier vor Ort hatte immer eine doppelte Signatur: Ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines geistig-künstlerischen Milieus, in dem sich die Entwicklungen der einzelnen Menschen vollziehen können, und das gleichzeitig durch diese Entwicklungen dieses Milieu existentiell vertieft. Ich habe für diese Milieubildung in unserer Entwicklung hier zwei Phasen deutlich unterscheiden können: Die erste Phase war im wesentlichen geprägt durch unser Interesse für die biografische Entwicklung des Menschen. Diese Phase in den achtziger und neunziger Jahren wurde (auch bei uns) stark angeregt durch die Veröffentlichungen von Bernhard Lievegoed, der ja auch für dich eine wichtige Inspirationsquelle war. Das Verständnis für die biografische Entwicklung allgemein und für die eigene persönliche biografische Entwicklung war in dieser Zeit ein neues Thema. Es verband eine menschenkundliche Fragestellung nach der Seele des Menschen mit der psychologischen und therapeutischen Fragestellung nach der eigenen Seele. Es war insofern Forschung, Bildung und Therapie in einem. Die Biographiearbeit, wie sie sich dann als Selbsterkenntnismethode und als Selbstentwicklungsanregung in den achtziger und neunziger Jahren entwickelte, unterschied sich deutlich von den bis dahin mehr analytischen psychologischen Verfahren. Sie hatte implizit immer einen Bezug zu einer kosmologischen Wirklichkeit der menschlichen Seele und hatte damit auch einen starken Bezug zum Mittelalter (Schule von Chartres) und zur platonischen Antike. Die Frage der biografischen Entwicklung wurde populär in einer Zeit, in der die Einbindung der einzelnen Seele in eine soziale Entwicklung sich immer mehr auflöste und der einzelne Mensch immer mehr gefordert war, seine Biographie selbst zu gestalten, ohne etwas darüber zu wissen, wie dies gehen kann.

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