Das Wirkliche Ich – heute

Wenn Karl Ballmer 1925 vom ‚Wirklichen Ich‘ als ‚Wer des Erkennens‘ schreibt, knüpft er an Rudolf Steiners Satz aus ‚Wahrheit und Wissenschaft‘ an:“ Das Ich setzt das Erkennen.“ Heute kann man diese Ich-Sätze und Setzungen weiter verfolgen. Heute kann man fragen: Wer ist das Erkennen? aber auch Wer ist das Leben? und wie verhalten sich beide zueinander? Und man kann anknüpfend an W. U. Klünker ( Die Empfindung des  Schicksals 2011) fragen: Wer war das Leben, vor dem Leben? Denn das Ich setzt das Leben! Und wer war das Erkennen vor dem jetzigen Erkennen? Denn das Ich setzt das Erkennen? Und welche Ich-Entwicklungsspannung besteht zwischen dem Ich des Erkennens und dem Ich des Lebens?

Welche Folgen hätte eine solche Betrachtungsweise für Therapie und Sozialarbeit?

27.8.2018

Das Wirkliche Ich

In dem Katalog ‚Karl Ballmer Kopf & Herz‘, der anlässlich einer großen Aussstellung des Malers Karl Ballmer (1891-1958) 2016 erschienen ist findet sich ein schöner Beitrag von Ulrich Kaiser: ‚Ballmers ursprüngliche Einsicht‘. In diesem Beitrag habe ich eine interessante Stelle zum Ich gefunden. Karl Ballmer schreibt an seinen Freund Friedrich Widmer:  „Ein <allgemeines Ich> ist Begriff, denn ein Begriff ist ja stets ein <Allgemeines>. Das Wirkliche Ich ist aber nicht im Sinne eines Allgemeinen, sondern ist Individualität, Einzigmaligkeit. Bedeutet <Wissenschaft> das System der Begriffe, die von einem obersten Begriff (etwa  <Gott>) zusammengefasst werden, so bedeutet das historische Auftreten des wirklichen Ich für die Wissenschaft die Notwendigkeit, das System der Begriffe zu verwandeln in ein System der Iche.Also wenn z.B. bislang der Baum erkannt war, wenn der <Begriff> des Baumes festgestellt ist, so wäre jetzt nur fortan zu fragen: in wiefern ist der Baum Ich. Oder wenn bislang die erkenntnistheoretische Grundfrage lauten dürfte:<Was ist das Erkennen?>, so hätte auf dem Boden der neuen Tatsachen zu lauten:<Wer ist das Erkennen?>“ (S. 136)

Roland Wiese 27.8.2018

 

Sommerlich… — elfi wiese

Sommerakademie Bad Bevensen 2018 Hier wird es nun langsam herbstlich, aber der Sommer klingt nach… Die heißen Sommertage im Juli im Tagungshaus des Gustav-Stresemann-Instituts und im schönen, alten Park waren voller bunten Lebens. Für 10 Tage fand dort zum 30. Mal die Sommerakademie statt. Jung und Alt von „7 bis 70“ kommen hier zusammen und […]

über Sommerlich… — elfi wiese

Der Tastsinn im Ich, und das Ich im Tastsinn

Teil 8

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Eine ähnliche Perspektive auf die Beziehung zwischen irdischem Leben und nachtodlichen Leben wie Albertus im Mittelalter hat Rudolf Steiner (wie oben schon angesprochen) im sogenannten Heilpädagogischen Kurs entwickelt: „Sie gehen durch die Welt. Jetzt glauben   Sie, wenn Sie so durch die Welt gehen, zum Beispiel einen Tag, jetzt meinen Sie, das ist etwas Geringeres: Es ist auch etwas Geringes für das gewöhnliche Bewusstsein, es ist aber nicht Geringes für dasjenige, was im gewöhnlichen Bewusstsein das Unterbewusstsein bildet. Denn wenn Sie nur einen Tag durch die Welt gehen und sie genauer anschauen, so ist das schon die Vorbedingung für die Erkenntnis des Inneren des Menschen. Außenwelt im Erdenleben ist geistige Innenwelt im außerirdischen Leben.“ (HPK S.21) Das genaue Anschauen der Welt ist Vorbedingung für die Erkenntnis des Inneren des Menschen, und die Erkenntnis des Inneren des Menschen ist Vorbedingung für den Aufbau einer neuen Leiblichkeit. Die Perspektive von Albertus wird hier konsequent weitergedacht im Sinne des ‚anima forma corporis‘. Die irdische Seele bereitet die nachtodliche Erkenntnis vor, die nachtodliche Erkenntnis des menschlichen Inneren (im geistigen Äußeren) wird zu der Seele, die dann als formende Kraft den Körper belebt und beseelt. Weiterlesen

Der Tastsinn im Ich, und das Ich im Tastsinn

Teil 8

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Nachtodlich und vorgeburtlich
In seinem Werk ‚Über die Natur und den Ursprung der Seele‘ hat Albertus Magnus im 13. Jahrhundert die weitere Entwicklung der Seele nach dem Tod erörtert. Für unsere Frage nach dem Inneren und Äußeren sind seine Erörterungen hilfreich, da es ja schwierig erscheint noch ein Inneres oder Äußeres im räumlichen Sinne zu denken, wenn die irdische Leiblichkeit wegfällt. Im Kapitel 13 dieses Buches, (das nicht von der Natur, sondern von der Natur der Seele handelt) behandelt er die Frage, was mit der Seele nach dem Tode durch die Gegenstände des Erkennens geschieht. Da das Wahrnehmen der sinnlichen Gegenstände abhängig ist von der Erkenntnisleistung des intellectus, der selbst aber erst einmal unwahrnehmbar ist, strahlt das Licht, das auf die Gegenstände „zurückgebogen“ war, zu ihm zurück (in der Wahrnehmung) und er „behält“ dieses „intelligible“ Licht. In heutiger Sprache könnte man vielleicht so formulieren: Dem Wahrnehmen liegt eine (unerkannte) Erkenntnistätigkeit zugrunde, die im Wahrnehmen auf den Erkennenden zurückstrahlt. Sie ist permanent in ihm tätig, wird aber nur durch die Wahrnehmung und an der Wahrnehmung sich bewusst. Gleiches gilt für das Vorstellen, das sich auf die Wahrnehmungen bezieht. Auch in ihm ist der Intellectus tätig – wir bemerken aber nur das Vorgestellte und nicht unsere Erkenntnistätigkeit, mit der wir vorstellen. „Diese Lichter behält also der auf sich zurückgewendete Intellekt, und von diesen Lichtern wird er erleuchtet und so erleuchtet wird seine Erkenntnisfähigkeit umfassender als sie durch sich selbst ist.“ (S.209) Weiterlesen