Die anthroposophischen Quellen der Philosophie

„In diesem Band, der auf eine Vorlesungsreihe an der Alanus Hochschule zurückgeht, zeigen zehn philosophische Forscher, dass und wie die Anthroposophie selbst unmittelbar und substanziell anknüpfen kann an die Philosophiegeschichte von der Antike bis in die Gegenwart. Dabei werden Übereinstimmungen mit anderen Denkrichtungen, aber auch Divergenzen sicht- und diskutierbar.“ (Klappentext)

Das hier zu rezensierenden Buch hat den Titel ‚Die philosophischen Quellen der Anthroposophie‘. Die Intention des Buches hängt mit seiner Entstehung zusammen: Es sind Vorlesungen für Studierende, die hier (für sie) dokumentiert werden. Gleichzeitig liefert es einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion der Frage, wie die Anthroposophie in die Philosophiegeschichte eingebettet ist, bzw. versucht diese Einbettung herzustellen. Tatsächlich ist Rudolf Steiner bis heute kein Protagonist der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts und die Anthroposophie auch keine Philosophie. Es wird also einerseits nach den Verbindungen der Anthroposophie in die Philosophie hinein gefragt und anderseits werden die Unterschiede zur Philosophie herausgearbeitet.

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Ich und Sinn

In dem jüngst erschienenen Buch von Salvatore Lavecchia ‚Ich als Gespräch, Anthroposophie der Sinne‘ habe ich einen sehr interessanten Beitrag zu meinem (unseren) Forschungsthema ‚Die Sinne des Ich‘ gefunden. In dem Kapitel ‚Ich und Sinn‘ mit dem Untertitel Das Urbild der Wahrnehmungsorgane arbeitet Lavecchia den Gedanken aus, dass das Urbild aller Sinne, also gewissermaßen der Ursinn die Ich-Wahrnehmung ist. Die einzelnen Sinne werden als Modifikationen des Ich-Sinnes verstanden, also des Sinnes, mit dem ich ein anderes Ich wahrnehmen kann. Das dreht die ganze Perspektive der Sinneswissenschaft um. Ursprung und Ziel der Sinneswahrnehmung ist die Ich-Wahrnehmung. „Ist jedes Wahrnehmen, auch das alltäglichste, unscheinbarste, das ich als Ich verwirkliche und das ins Verstehen eines anderen Wesens münden kann, doch nicht vielleicht eine – für jede Wahrnehmung unterschiedlich starke – Annäherung an die Qualität der Begegnung zwischen sich verstehenden Ichwesen?“ (Lavecchia S. 37). Lavecchia hat für diese Perspektive auf die Sinne eine Formulierung Steiners gefunden, die aus der Zeit stammt, als Steiner an seinem Buch ‚Anthroposophie‘ arbeitete, das ja eine Sinneslehre aus dem Übersinnlichen heraus, also eine Anthroposophie der Sinne realisieren sollte (und teilweise auch geleistet hat). „An dem Ich-Erlebnis kann erkannt werden, dass das Menschenwesen aus sich heraus einen Organismus gestaltet, der in sich das Bild eines gleichen fremden Ichs gegenwärtig machen kann. Was sich als solcher Organismus gestaltet, kann als Typus eines Wahrnehmungsorgans betrachtet werden.“ Ich bin Salvatore Lavecchia für das Herausarbeiten dieses Gedankens wirklich dankbar, denn es wird damit ein Begriff des Menschen als Sinneswesen gefasst, der wie ein Okular wirken kann. Man schaut durch diesen Begriff auf das, was die Leistung (im aristotelischen Sinne), also das Was des menschlichen Organismus ausmacht. Er ist Typus eines Wahrnehmungsorgans für das Ich-Wesen in der Welt.

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