Ein erstes Resümee

Was ist Ich-Entwicklung ?      IMG-20180325-WA0003[14833]

Nachdem wir am Samstag den 3. Teil unserer Einführung in das Thema Ich-Entwicklung hatten, lässt sich ein erstes Resümee ziehen. Vielleicht einige allgemeinere Gedanken vorweg. Der letzte Vortrag von Carl Unger 1929 war unter dem Titel angekündigt: Was ist Anthroposophie? Mir erscheint es so, dass die Frage: Was ist Ich-Entwicklung? eine Art Aktualisierung dieser Fragestellung sein könnte. Dies würde einbeziehen, dass im Verlaufe des 20. Jahrhunderts die Individualisierung der Menschen vorangeschritten ist. Die Notwendigkeit sich biographisch immer mehr aus dem eigenen Ich auszurichten, also sich den eigenen Zusammenhang immer wieder neu herzustellen ist gewachsen. Das bedeutet vielleicht, dass die noch etwas allgemeinere Frage nach einer ‚Anthroposophie‘, sich in die Frage nach der Ich-Entwicklung konkretisiert hat. Weiterlesen

Ich-Entwicklung 3. Teil

Am Samstag kommt der letzte Teil unserer kleinen Einführungsreihe zum  Thema Ich-Entwicklung. Nun geht es um die Frage inwieweit man Zugänge zum vorgeburtlichen und nachtodlichen Ich-Aspekt bekommen kann, und was das für die eigene Entwicklung, aber auch für die therapeutische Arbeit bedeutet.

„Es bliebe zu fragen, ob ein Entwicklungsbegriff des Ich, der nicht an den Grenzen von Tod und Geburt haltmacht, nicht per se „lösende“, „erlösende“ und damit befreiende Wirkungen auf die Selbsterkenntnis und das Selbsterleben ausüben könnte. Eine solche Psychologie und Psychotherapie (und Sozialtherapie R.W.) wären in der Lage, Entwicklungen aus der Zukunft zu denken und nicht nur vergangenheitsbegründet.“ (Klünker, Psychologie des Ich, S.177).

Horstedt 22.3.2018

Rezension Psychologie des Ich

Was ist das Ich?
Von Griet Hellinckx, November 2017

Was ist das Ich? Die Autoren sind dieser Frage in einer Reihe von Arbeitsgesprächen nachgegangen, deren Ertrag das vorliegende Buch enthält.

Aus dem letzten Kapitel über die »Wissenschaft des Ich« von Wolf-Ulrich Klünker spricht vor allem der Akademiker. Er skizziert eine Entwicklung dieser Wissenschaft. Ausgehend von Delphi als antiker Mysterienstätte weist er weniger auf bekannte Psychologen, sondern auf eine Reihe von altehrwürdigen Philosophen hin. Johannes Reiner ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in eigener Praxis. In dem Kapitel »Lebensstruktur des Ich« sowie in einem weiteren über die »Psychotherapie des Ich« macht er erlebbar, wie ausgehend von den drei Bewusstseinszuständen Wachen, Schlafen und »immerwährender« Existenz sich neue Beobachtungs-, Erkenntnis- und Übmöglichkeiten eröffnen, die in der konkreten Lebensführung und in der psychotherapeutischen Arbeit fruchtbar werden können. Er bringt diese Daseinszustände in einen Zusammenhang mit Begriffen wie Erden-Ich, höherem Ich und ewigem Ich. Zur Beleuchtung möglicher Grenzerfahrungen benutzt er Platos Höhlengleichnis. Zur Anregung zum Erreichen innerer Sicherheit verweist er auf die sogenannten sechs Nebenübungen Steiners und die Tagesrückschau.
Roland Wiese ist Sozialtherapeut und Leiter einer sozialpsychiatrischen Einrichtung. Er bespricht die Ansätze, die man im Umgang mit Steiners Ausführungen in dessen Heilpädagogischem Kurs gewinnen kann. Weiterlesen

Fritz Winter

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Ein spontaner Besuch im Fritz Winter Haus in Ahlen und ein sehr netter Empfang durch die Hausherrin: Helga Gausling, die Nichte des Malers. Sie hat das Fritz Winter Haus vor über 40 Jahren im Elternhaus Winters (inklusive das Nachbarhaus) auf und ausgebaut. Sie verwaltet auch den Nachlass von Fritz Winter. Man könnte ihr den ganzen Tag zuhören, wenn sie von dem menschlich-künstlerischen Zusammenhang der Künstler um Fritz Winter erzählt.

Fritz Winter repräsentiert menschlich und künstlerisch die Verbindung zwischen der Bauhauszeit vor den dreißiger/vierziger Jahren und dem Informel in den fünfziger und sechziger Jahren. Er hat diese Zeit schon in der finsteren Zeit des Naziregimes (in der er Malverbot hatte) künstlerisch vorbereitet.

Meine private Verbindung ist noch eine ganz andere: Meine Eltern kommen ursprünglich aus Ahlen. Meine Verwandten waren meist Bergleute, wie auch Fritz Winter, der unter Tage als Grubenelektriker gearbeitet hat. Die ganze Stadt und ihre Menschen waren auf die Zeche Westfalen ausgerichtet, eine der tiefsten Zechen in Europa. Mein Cousin ist dort noch bei einem Grubenunglück verschüttet worden und hat das nur knapp überlebt. Heute ist die Zeche stillgelegt und eine ganze Industrie Kultur zerfällt. Inklusive der Kolonien, wie die Zechensiedlungen genannt werden. Das Fritz Winter Haus befindet sich in einem solchen Koloniehaus am Rande, ganz in der Nähe des Hauses, in dem meine Großmutter mit ihrer Familie lebte.

Man kann den Eindruck haben, dass in der Kunst Fritz Winters diese Wirklichkeit weiterlebt und vielleicht viel tiefer als in allen Bergbaumuseen. Aber auch die ‚finstere Zeit‘ der dreißiger vierziger Jahre zeigt sich in seinen Werken wie eine Tätowierung der Seele. Eine Ausstellung mit seinen Werken zeigt aktuell die Pinakothek in München, die auch einen großen Teil des künstlerischen Nachlasses beherbergt.

 

 

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Zeche Westfalen in Ahlen

5.3.2018