In der Sonne

Hier folgt eine weitere Lesefrucht aus den drei Büchern, die ich in meinem Beitrag ‚Ausgepackt‘ angekündigt habe. Auch diese ‚Frucht‘ oder dieser ‚Keim‘ ist weniger als Rezension oder als reine Wiedergabe eines Inhalts gedacht (so wie die Paraphrase des Themistios der Aristoteles Stelle aus ‚de anima‘ auch keine wirkliche Paraphrase ist, sondern ein ‚Selbstdenken‘ des Themistios). Mein Beitrag arbeitet mit Gedanken aus Markus Gabriels neuem Buch ‚Fiktionen‘ erschienen Mai 2020 bei Suhrkamp. Es ist mehr eine Art Meditation mit Hilfe der Gedanken von Markus Gabriel. ‚Meditation‘ deshalb, weil ich versuche zu verfolgen und zu beobachten, wie mein Denken (über und mit bestimmten Begriffszusammenhängen) mein Wahrnehmen und Erleben prägt.

Zuerst der Begriffszusammenhang von Markus Gabriel. Er findet sich im 2. Teil: Mentaler Realismus im § 9 Objektive Phänomenologie (Ich weiß nicht, aber irgendwie erinnert mich der Duktus von Gabriel immer mehr daran, wie Hegel seine Bücher aufgebaut hat). Ein wirklich wichtiges Kapitel über Wahrnehmung. Der Gesamtzusammenhang kann hier nicht vollständig wiedergegeben werden. Ich greife die für mich wichtigen Bezüge heraus. Gabriel zeigt in diesem Kapitel im Wesentlichen Folgendes: 1. Wir nehmen keine (punktförmigen) Einzeldinge wahr, sondern Tatsachen über Einzeldinge. Diese Tatsachen sind abhängig von unserer Wahrnehmung und damit auch von der Wahrnehmungssituation. Denn sie sind immer zusammenhänglich. „Derselbe Stimulus wird verschieden wahrgenommen, wenn sich der Zusammenhang ändert.“ (S.321) Was wir wahrnehmen, ist etwas, dass über einen oder mehrere Gegenstände wahr ist (sprich eine Tatsache). Wahrnehmung urständet nicht in irgendwelchen Einzeldingen, die Informationen ausstrahlen, die Spuren in uns hinterlassen, sondern wir nehmen mit Hilfe unserer Sinne Tatsachen wahr. Aus dieser Wahrnehmung folgt, „dass etwas der Fall ist“. „Die Dinge hängen wirklich zusammen und dieser Zusammenhang wird nicht durch nachträgliche Synthese gestiftet“. Ein solcher Zusammenhang ist z.B. meine rechte Hand, die hier tippt. „Der ontologische Pluralismus der Sinnfeldontologie stellt ein Modell des Verhältnisses physikalischer zu nicht-physikalischen Gegenständen auf, das Konsequenzen in der Wahrnehmungstheorie hat. Demnach gibt es zum Beispiel wirklich Hände, was nicht mit dem Umstand konfligiert, dass es keine Hände gäbe, wenn die Elementarteilchensysteme, die wir durch Dekomposition von Händen entdecken können, nicht auf eine bestimmte Weise koordiniert wären.“ (S.333) Die Wirklichkeit von Händen ist schlichtweg ein anderer Zusammenhang, der sich nicht aus Elementarteilchen generieren lässt!

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