Ein Seminar der Delos-Forschungsstelle am 10. und 11.12.2016 in Eichwalde
Ein Bericht von Roland Wiese
Die Mistel ist in der Anthroposophie und vor allem in der anthroposophischen Medizin bekannt als Krebsheilmittel. Rudolf Steiner gab in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts den Hinweis auf diese Pflanze und seit damals wird daran geforscht und wurden Medikamente bei verschiedenen Herstellern entwickelt. Das Seminar und die zu Grunde liegende Forschungsarbeit der Delos-Forschungsstelle knüpfen an diesen Vorlauf an. Im letzten Jahr geschah dies mit einem Kolloquium in der Carus-Akademie in Hamburg u.a. mit Volker Fintelmann, in den Jahren zuvor mit verschiedenen Gesprächen mit Ärzten und Pharmakologen, die auch in den Mitteilungen auszugsweise veröffentlicht wurden. Auch im Kolloquium in Hamburg wurde schon von der Zusammenarbeit zwischen der Delos- Forschungsstelle und der Firma Sonett berichtet. Diese Zusammenarbeit stand auch im Zentrum des Seminars, das vielleicht weniger ein Seminar, als ein sehr lebendiges Werkstattgeschehen war, in dem aktuelle Prozesse mit der Mistel im Mittelpunkt standen. Zentrales Thema war dabei die Frage nach dem Zusammenhang der menschlichen Ich- Entwicklung mit der Entwicklung der Mistel. Welche Aufgabe hat die Mistel für den Menschen heute, und welche Aufgabe hat der Mensch für die Mistel?
Das Werkstattgeschehen bewegte sich dabei zwischen zwei Polen: Ein geisteswissenschaftliches Verständnis dieser Frage zu bekommen und den praktischen Umgangsweisen gegenwärtiger Mistelprozesse. Dabei zeigte sich, dass die Prozesse der Mistelaufbereitung in der Firma Sonett und die Fragen der Weiterentwicklung der Mistel zur Mistelform nicht voneinander zu trennen sind. Wolf-Ulrich Klünker, Monika Elbert, Andreas Rasch, Martina Rasch, Beate Oberdorfer, Gerhard Heid und andere Mitarbeiter haben in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit, Schritt für Schritt, einen ganz neuen Mistelprozess entwickelt, der nicht die vorhandenen Verfahren weiterentwickelt, sondern ganz neu ansetzt. Gleichzeitig hat Wolf-Ulrich Klünker auch die geisteswissenschaftliche Seite des Mistelprozesses in einen weitergehenden menschenkundlichen Zusammenhang gestellt, der über die bisherige deutlich engere Bedeutung als Medikament hinausgeht. Es geht im Wesentlichen um ‚sensible Prozesse‘ der ‚Mistelform‘, die im Menschen wiederum so wirken können, dass Sensibilität und Funktionalität im Organismus in ein aktuell angemessenes Verhältnis kommen. Dafür wird in der Aufbereitung der Pflanze die ‚Sommermistel‘ mit der ‚Wintermistel‘ in immer neuen Stufen gegeneinander/miteinander sensibilisiert. Um das realisieren zu können, wurde eigens ein spezieller Flüssigkeits-Oszillator entwickelt, in dem diese Sensibilisierungsprozesse durchgeführt werden. Als erste Produkte wurden verschiedene Massageöle entwickelt und erprobt. Die Produkte der Reihe ‚Mistelform – Sensible Prozesse‘ der Firma Sonett werden keine Medikamente sein, sondern Kosmetikprodukte und damit auch frei zugänglich sein. Sie haben einen hygienischen Charakter – das heißt sie wirken nicht gegen eine Krankheit, sie ‚pflegen‘ im besten Sinne. Die Neuheit des gesamten Ansatzes und des damit verbundenen Verfahrens bringen es mit sich, dass sie noch viele Fragen aufwerfen, bzw. offenlassen, – deshalb wurde deutlich, dass an dem Thema im Rahmen der Seminare weitergearbeitet werden soll. Und auch der Bericht von Mistelprozessen im 21. Jahrhundert kann nur ansatzweise auf das Thema hinweisen. In weiteren Veröffentlichungen werden sicherlich die an diesem Wochenende angesprochenen Fragen vertieft werden.
erschienen in Wochenschrift Das Goetheanum 14.1.2017