Ich-Entwicklung begleiten

Ich-Entwicklung begleiten 3. Teil

Die dritte Einheit unserer kleinen Reihe Ich Entwicklung begleiten hatten wir jetzt am Samstag in etwas größerer Runde als beim zweiten Treffen. Thema war diesmal die Wirksamkeit des Denkens (im Leben) oder anders formuliert das Denken als Lebensprozess. Im ersten Teil haben wir versucht die Wirklichkeitsschicht des menschlichen Denkens im Unterschied zu einer Wirklichkeitsschicht der Tatsachen anzuschauen. Das menschliche Denken wird von Platon bis zu Steiner als die Fähigkeit bezeichnet, die in der Lage ist verschiedene (einzelne) Tatsachen zusammenzuschauen. Durch dieses Zusammenschauen entsteht eine ganz eigene Wirklichkeitsschicht der Zusammenhänge. Der Mensch bildet aus den Tatsachen eigene Zusammenhänge. Während früher diese Zusammenhänge oft gruppenartige Zusammenhänge waren, wie Glaubenszusammenhänge und andere Anschauungen, die auch sozial einbindend gewirkt haben, ist heute der Mensch zunehmend auf die eigene Kraft Zusammenhänge zu bilden angewiesen. Wir leben immer mehr in einer Welt der unterschiedlichsten Zusammenhangsbildungen, und es stellt sich immer mehr die Frage nach der Wahrheit dieser Bildungen. Diese mehr imaginative Wirklichkeitsschicht zwischen Sein und Schein (scheinendes Sein und seiender Schein) ist gerade dadurch charakterisiert, dass die Wahrheit der Tatsachen sie nicht mehr ausreichend bestimmen kann. Es geht darum im eigenen Zusammenhangsbilden selber wahrheitsfähig zu werden. Es ist ein Durchgang durch die Illusion – aber in diesem Durchgang kann die eigene Kraft Wirklichkeit zu schaffen erübt werden. (In GA 107 19. Vortrag hat R. Steiner die so entstehende neue Wirklichkeit als Ich-Wirklichkeit gekennzeichnet). Weiterlesen

Über die Einzigkeit des Intellekts

Im Oktober 2019 erscheint im Verlag Frommann-Holzboog  die (erstmalige) Übersetzung und Kommentierung des Buches ‚De unitate intellectus‘ von Albertus Magnus durch Wolf-Ulrich Klünker. Das Buch ‚Über die Einheit des Geistes‘ von Thomas von Aquin hat Wolf-Ulrich Klünker schon in den achtziger Jahren übersetzt und kommentiert. Es ist im Verlag Freies Geistesleben erschienen. Albertus Magnus  hat unter dem gleichen Titel (jetzt aber anders übersetzt mit ‚Einzigkeit des Intellekts‘) sich auch mit dieser Thematik beschäftigt. Für heute noch wichtiger Hintergrund des Thomas Buches ist die Begründung der menschlichen Individualität im Denken und auch der erste Ich-Begriff in der Geistesgeschichte. (Siehe ausführlich in unserem Buch ‚Psychologie des Ich‘). Ich bin gespannt, welche Aspekte Albertus in den Mittelpunkt rückt. R.W. 29.12.2018

 

Albert der Große: Über die Einzigkeit des Intellekts.
Übersetzt von Wolf-Ulrich Klünker.
Einführung und Kommentar von Henryk Anzulewicz und Wolf-Ulrich Klünker.
Albertus Magnus (1200–1280) verdankt seinen Namen seiner weitreichenenden Forschungshaltung, deren Ergebnisse er in zahlreichen Schriften festhielt. Die erstmals ins Deutsche übersetzte Schrift ›De unitate intellectus‹ markiert einen entscheidenden wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklungsschritt zu einer Psychologie seelischer Individualität. Die aristotelische Tradition der »Seele als Form des Leibes« berührt dabei ein Organverständnis, das erst nach den hirnphysiologischen und genetischen Diskursen der letzten Jahre umfassend gewürdigt werden kann. Der Begriffsrealismus Alberts des Großen, in seiner Zeit anthropologisch-philosophische »Spitzenforschung«, enthält erst heute wirklich zukunftsfähige Perspektiven menschlichen Selbstverständnisses und geistiger Selbstaktivierung.

Albertus Magnus:
De unitate intellectus
Ca. 184 S., 16,5 x 24,0 cm. LeinenDeutsch LateinISBN 978-3-7728-2840-9
Oktober 2019
Einzelpreis:ca. € 84,