‚Maßstab Mensch‘: eine Fachstelle für freie Sozialarbeit

Das Jahr 2020 geht zu Ende und der Rückblick ist stark geprägt durch die alles beherrschende Situation mit der Corona Pandemie. Man könnte beinahe die Entwicklungen übersehen, die wir in diesem Jahr mit der Fachstelle Maßstab Mensch hatten. Im März diesen Jahres endete die Förderung durch die Aktion Mensch, die 4 Jahre lang den Start des Projektes ermöglicht hatte. Das bedeutete die Fachstelle musste jetzt ökonomisch auf eigenen Beinen stehen und die Arbeit musste sich aus den Erträgen der einzelnen Beratungen, Vermittlungen und Begleitungen finanzieren. Und am Ende des Jahres können wir festhalten, dass die Fachstelle ihr erstes ‚freies Jahr‘ nicht nur gut überstanden hat, sondern stetig gewachsen ist und sich entwickelt hat. Die Fachstelle selbst ist nun mit Martina Rasch besetzt. (Träger ist die Umkreis-Entwicklungsgemeinschaften gGmbH). In der Fachstelle Ost in Rosche im Raum Uelzen sind mit Kathrin von Kamen und Gabriele Arndt zwei Menschen in der Beratung, Vermittlung und konkreten Begleitung tätig. Und auch die Zusammenarbeit mit Christian Hardemann im Raum Syke/Diepholz hat sich weiterentwickelt. Parallel zur Entwicklung der Fachstelle ist auch die gemeinsame Forschungsarbeit am Thema Ich-Entwicklung weitergegangen. In der Corona-Zeit haben wir uns per Zoom ausgetauscht zum Thema ‚Ich-Entwicklung begleiten.‘ Zur Arbeit von Martina Rasch gehören nicht nur die Einzelfallberatung und die konkrete Realisierung der Vermittlungen vor Ort und mit den Behörden, im Rahmen der Fachstelle werden auch weiterhin Einrichtungen beraten, und Höfe mit dem Thema vertraut gemacht. Dies hat sich auch erweitert auf die Beteiligung an Workshops mit der Hochschule in Witzenhausen (Thomas van Elsen), in denen Studenten und Projektinteressierte gemeinsam an der Umsetzung von Projektideen arbeiten. (Angehängt habe ich einen Beitrag vom März 2020 von mir und eine Beschreibung der Fachstelle von 2018 von Martina Rasch).

von links: Martina Rasch, Kathrin von Kamen, Christian Hardemann, Reiner von Kamen in der Fachstelle Horstedt

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Fachtag: Netzwerk Maßstab Mensch

Fachstelle Maßstab Mensch
für Soziale Landwirtschaft in Niedersachsen ab sofort mit neuer Webseite!
http://www.fachstelle-massstab-mensch.de

„Historisch wurde der Mensch zunächst als „Krone der Schöpfung“ bezeichnet; seit dem Ende des 19. Jahrhunderts galt er zunehmend als eine zufällige und zeitlich sehr begrenzte Zwischenstation materieller Entwicklung auf einem Staubkorn im Universum.
Gegenüber beiden Positionen (religiös und wissenschaftlich historisch) kann heute der Mensch letztlich nur als Individuum begriffen werden. „Maßstab“ steht dabei für individuelle Wertschätzung, Zuwendung und Hilfe. Jeder Mensch ist sein eigener Maßstab: im Leben, in Krankheit und Gesundheit – körperlich, seelisch, geistig, sozial.
Daran haben sich Hilfen und Therapien zu „messen“. Auch darauf kann man den Begriff „Maßstab“ beziehen. Ein solcher Maßstab ist keine Messlatte, sondern eine lebendige Leitlinie zum menschlichen Empfinden und Verstehen.“
Wolf-Ulrich Klünker, Delos-Forschungsstelle Eichwalde, Berlin (von unserer Webseite)

Die Fachstelle Maßstab Mensch ist eine psychosoziale Beratungsstelle für Menschen, die durch Krankheit, Behinderung oder Lebenskrisen Unterstützung suchen und sie ist eine Fachberatungsstelle für Höfe, die Soziale Landwirtschaft betreiben.

Am 21.Januar 2019 hat die Fachstelle 9 Partnerhöfe zu einem Fachtag nach Horstedt eingeladen. Gemeinsam haben wir die derzeit bestehenden Angebote gesichtet und unsere Zusammenarbeit gemeinsam in den Blick genommen. Beschäftigt haben wir uns mit Fragen danach, was das Zusammenleben und Arbeiten auf dem Hof für einen selbst und alle anderen Beteiligten bedeutet, wie Entlastungen und externe Unterstützungen zu finden sind, wie ein stimmiges Maß an Nähe und Distanz zu finden und zu halten ist, wie die Hofübergabe mit Sozialer Landwirtschaft machbar wird und wie es mit der Fachstelle weitergehen wird, wenn die Förderung ausläuft.

Einmal genauer haben die Hofbetreiber gemeinsam untersucht, was sich durch die sozialen Angebote auf ihrem Hof, aber auch bei ihnen persönlich verändert hat. In der Zusammenschau wurde ein interessantes Wechselspiel deutlich: dass es nämlich entweder die Soziale Landwirtschaft ist, die die Landwirtschaft auf einem kleinem Hof tatsächlich erst wieder ermöglicht oder aber, dass es die Landwirtschaft mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der Teilhabe ist, die die Soziale Arbeit geradezu anzieht. Insbesondere in der Kontaktmöglichkeit zu Tieren auf dem Hof wird eine wesentliche, therapeutische Wirksamkeit für Menschen, die psychisch und/ oder geistig beeinträchtigt sind, bemerkt, was anhand von Erfahrungsbeispielen verdeutlicht wurde. Insgesamt empfinden sich alle Hofbetreiber durch die Soziale Arbeit auf dem Hof persönlich, wie arbeits- und lebensmäßig bereichert. Jeder Mensch bringt Neues mit auf den Hof. Das Einbeziehen von Menschen mit Beeinträchtigungen in landwirtschaftliche Arbeits- und Lebensprozesse sorgt für wichtige Entschleunigungen der gesamten Arbeit und für ein deutliches, bewusst zu gestaltenden Ausbalancieren der Bedürfnisse aller Beteiligter. Soziale Prozesse werden spürbar anders als vorher geführt. Die neu hinzukommenden Menschen werden als positive Verstärkung der Kontinuität und Verbindlichkeit erlebt. Die Entwicklung des Hofes und das Hinzukommen der Menschen mit Unterstützungsbedarf bedingen sich wechselseitig. Der Hof wird menschlicher! Manchen Hofbetreibern wird durch die Erfahrungen mit der Soziale Arbeit erst deutlich, welche Aufgaben die Landwirtschaft, neben der Produktion von Nahrungsmitteln, zukünftig noch haben könnte. Weiterlesen