Die Wirkung der Selbstentwicklung auf das Kind
Am 19. und 20. 11.21 sollte ein Seminar mit dem obigen Thema im Waldorfseminar Köln stattfinden. Da sich nicht genügend Teilnehmer*innen angemeldet haben, haben wir das Seminar abgesagt. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Infektionen vielleicht eine kluge Entscheidung, denn das Seminar sollte in Präsenz stattfinden. Da ich das Thema für wichtig und auch für fruchtbar halte, möchte ich die freigewordene Zeit nutzen, um einige Aspekte, die auch im Seminar eine Rolle gespielt hätten, aufzuschreiben. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit das Seminar zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen.
Einstieg
Wie wirkt eigentlich die Umgebung auf das Kind und wie geht das Kind mit dieser Wirkung um? Es ist ja bekannt, dass gerade beim kleinen Kind die Umgebungswirkung nicht nur eine seelische ist, sondern dass das Kind in den ersten Jahren seinen Organismus, seinen Leib aufbaut. Und dieser Leibaufbau ist im Wesentlichen davon geprägt, was das Kind aus seiner Umgebung aufnimmt an Wahrnehmungen, Empfindungen, Gefühlen usw. Natürlich wirkt auch die ganze äußere Umgebung des Ortes, der Landschaft, des Klimas in diese Leibbildung mit hinein. Rudolf Steiner hat 1924 diese Situation des (ganz) kleinen Kindes sehr prägnant beschrieben: „Wir sind als Kind fast ganz Sinnesorgan, Auge, Ohr. Das Kind nimmt alles, was in seiner Umgebung geschieht, so wahr, wie wenn sein ganzer Körper Sinnesorgan wäre. Deshalb macht es alles nach, weil alles weitervibriert in ihm und wiederum mit derselben Weise, wie es in ihm vibriert, durch seinen Willen aus ihm heraus will.“ (sogenannte Klassenstunden: Neunte Stunde 22.4.1924) Also alles, was um das Kind herum ist, wirkt auf das Kind und wirkt in das Kind hinein „vibrierend“ und diese Einwirkung vibriert in den Willen, also in die Bewegung des Kindes hinein und durch den Willen des Kindes als Bewegung wieder aus ihm heraus. Und durch diese Tätigkeit werden die Umgebungswirkungen vom Kind einverleibt. Die Umgebung des Kindes ist nicht etwa tot oder passiv und sie muss vom Kind wahrgenommen werden. Die Umgebung ist Vibration für das Kind und wird auch wieder in gleicher Weise ‚ausgeatmet‘ als Vibration, als Bewegung. In das Kind geht permanent die Bewegung der Umgebung ein und wird als Bewegung wieder durch das Kind hindurch ausagiert.

Ein Sinn sein
Rudolf Steiner schränkt ein, dass dies in seiner extremen Form nur solange gelte, wie das Kind noch nicht stehen und laufen gelernt hat, also meistens noch getragen wird. In dieser radikalen Form gilt diese Vibrationswirklichkeit nur für das ganz kleine Kind. Wenn das Kind beginnt sich mit der Schwerkraft auseinanderzusetzen, wenn es versucht aufzustehen und zu gehen, „hört das intime Sinne-Sein des Kindes auf“. Das Kind verliert sein ein ganzer Sinn-Sein und bekommt stattdessen einzelne Sinne, mit denen es wahrnimmt. Steiner meint ganz spezifisch die Entwicklung der unteren Sinne, die sich dadurch herausbilden, dass das Kind „sich auf seine Füße stellt, anfängt sich so zu bewegen, dass seine Bewegungen in die Kräfte der Erde hineinfallen, das Kind sein eigenes Gleichgewicht halten muss.“ Diese spezifische Auseinandersetzung mit den Kräften der Erde führt dazu, dass das mehr allgemeine Sinne-Sein verloren geht.
Aristoteles hat in seiner Psychologie (‚Über die Seele‘) einen Über-Sinn hergeleitet, der eigentlich gar nicht zu fassen ist, weil er kein Sinn ist, der auf eine bestimmte Sinneswahrnehmung und auf ein bestimmtes Sinnesorgan angewiesen ist: Der sogenannte Gemeinsinn, oder auch sensus communis. Dessen Behauptung hat in der Folge viele seiner Bearbeiter in ziemliche Nöte gebracht, weil dieser Sinn zwar argumentativ nachvollziehbar von Aristoteles hergeleitet wird, aber trotzdem schwer zu fassen ist. Der Allgemeinsinn ist der, mit dem wir die einzelnen Sinneserfahrungen voneinander unterscheiden, also das Weiße von dem Lauten, oder den Geschmack vom Geruch usw. Das kann man nicht mit dem jeweiligen Sinn tun, weil der ja nur seine spezifische Wahrnehmung hat, das geschieht durch den sensus communis. Diese äußerst verkürzte Darstellung lässt natürlich alle Probleme außen vor, die die Philosophie mit diesem Sinn hat. Sie kann aber auf eine Ähnlichkeit dieses sensus communis mit dem „intimen Sinne-Sein“ des Kindes hinweisen. Ja, die Sinne des kleinen Kindes werden durch sein Bewegen im Aufstehen und Gehen zu besonderen Sinnen, zum Eigenbewegungssinn und zum Gleichgewichtssinn, aber sie entspringen doch (weiterhin) einem einheitlichen Sinn und führen dort alle einzelnen Sinneserlebnisse zusammen. Der Allgemeinsinn bleibt im Hintergrund immer vorhanden und ist aktiv, aber wir bemerken ihn meist nicht, weil wir an die einzelne Sinneswahrnehmung gebunden sind.
Entwicklung zum einheitlichen Empfinden
Die Selbstentwicklung des Erwachsenen hat für Rudolf Steiner in dieser Hochschulstunde ein ganz einfaches Ziel: „dass wir als Mensch wirklich uns zu dem im späteren Leben machen, was wir als Kind eigentlich im hohen Grade sind.“ Wir haben vergessen, wie das ist als Kind ganz ein Sinn zu sein. „Aber wir müssen uns , wenn wir den Menschen immer mehr und mehr in uns erleben wollen, eben als ein solcher Sinn als ganzer Mensch erfühlen und erleben. Dann aber müssen wir uns als Tastorgan erleben, als ein einziges großes Tastorgan, das unser Leib ist.“ Hier kommt ein weiterer Sinn ins Spiel, der Tastsinn. Der Tastsinn ist beinahe ebenso so vielschichtig und schwierig zu verstehen, wie der sensus communis. Das widerspricht der anscheinend so basalen Erfahrung des Tastens selbst, das ja so direkt und so klar ist. Es würde zu weit führen alle Irritationen und Fragen bezüglich des Tastsinns hier zu behandeln. Es sei nur kurz darauf verwiesen, dass auch Rudolf Steiner den Tastsinn immer wieder neu in seiner Sinnesforschung verortet hat. Mal gehört er zu den Sinnen, mal wieder nicht. Was aber schon bei Aristoteles (in ‚Über die Seele‘) deutlich wird ist, dass der Tastsinn anscheinend der dem Leben zu Grunde liegende Sinn ist. Aristoteles konstatiert, und ich halte seine Begriffsbildung für einen der klarsten Begriffe des Sterbens, dass der Mensch dann stirbt, wenn das zu Tastende das Tastende überwiegt. Das Tasten ist anscheinend die einfachste und nicht mehr zu reduzierende Empfindung des Menschen im Leben auf der Erde. Das Tasten scheint eine Art Ursinn zu sein. Dem entspricht auch die aristotelische Formulierung: Der Tastsinn ist die Mitte aller Gegenstände. Alles zu finden im letzten Kapitel des dritten Buches ‚Über die Seele‘. (Wolf-Ulrich Klünker hat auf diese Übersetzungsmöglichkeit des Wortes ‚mesotes‘ hingewiesen und die Implikationen, die eine solche Lesart hat). Man kann ja einmal damit umgehen, was das eigentlich ist: Die Mitte aller Gegenstände (ausführlich zu diesem Thema Wolf-Ulrich Klünker in dem Aufsatz ‚Wahrnehmung und Ich-Prozess‘ auf der Seite der Forschungsstelle für Psychologie DELOS).
Unsere Sinnesempfindungen sind normalerweise an die spezifischen Sinneswahrnehmungen der einzelnen Sinne gebunden, oder sogar direkt mit ihnen verbunden (im Bereich der unteren Sinne). Erst die Verstärkung des einheitlichen Empfindens emanzipiert das Empfinden von den einzelnen Sinneswahrnehmungen und führt in die Richtung dessen, was Steiner „ein solcher Sinn“ nennt. Interessanterweise korrespondiert dies mit der Entwicklung eines Denkens, das nicht an die einzelnen ‚toten‘ Gedanken, also an den Inhalt des Denkens gebunden ist, sondern, das ähnlich wie der ‚eine Sinn‘ das ‚eine Denken‘ selbst ist. Die Empfindung des Denkens als Denken gleicht der Empfindung des Empfindens. Das sich Herausziehen aus den einzelnen Empfindungen und Wahrnehmungen zum Empfinden und Wahrnehmen als Tätigkeit und das sich Herausziehen aus dem einzelnen Gedanken denken in ein Denken des Denkens führt anscheinend dazu, wenn man Steiner darin folgt, sich in eine Wirklichkeit zu bringen, die wie beim Kind eine entstehende ist, mit der wir unmittelbar ‚vibrierend‘ verbunden, bzw. im Austausch sind.
Ein pädagogisches Gesetz
Wenn man nun dieses Herauslösen aus der gewordenen Wirklichkeit der Gegenstände für sich vollzieht, durch die Verstärkung dessen, was man als Mitte aller Gegenstände bezeichnen könnte, kommt man in ein neues Sein mit der Welt und natürlich auch mit den Kindern. Was Steiner in dem obigen Zitat nicht explizit erwähnt, ist, dass das Kind für die unmittelbare Aufnahme seiner Umgebung darauf angewiesen ist, dass ein erwachsener Mensch ebenfalls in dieser Umgebung aufnehmend anwesend ist. Das Kind nimmt nämlich die Umgebung in der Weise auf, wie der Erwachsene denkend und empfindend in dieser Umgebung sich befindet. Das Kind erlebt nicht die einzelnen Gedanken und Empfindungen des Erwachsen, aber sein Denken und Empfinden als ein ganzes Sinne-Sein. Deswegen sagt man auch, dass Pädagogik nicht darin liegt, was man sagt, sondern wer man ist. Für das Kind ist dieses ‚Sein‘ direkte Empfindung. Nur das innere Sein des Erwachsenen berührt auch das innere Sein des Kindes. Alle äußere Erziehung ist dagegen nur Anpassung und Adaption an äußere Vorstellungen wie man zu sein hat.
Im Einzelnen hat Rudolf Steiner im Heilpädagogischen Kurs diese Wirkungen skizziert. Er nennt es ein pädagogisches Gesetz, dass immer das höhere Wesensglied auf das darunterliegende wirkt. Das mag im damaligen Kontext der Vorträge vor den Heilpädagogen wenig hergeleitet wirken, basiert aber auf dem Prinzip der aristotelischen Psychologie: anima forma corporis, das bedeutet: Die Seele ist die Form des lebendigen Organismus. Nichts anderes besagt auch das pädagogische Gesetz, nur etwas konkreter ausgesprochen: Auf den lebendigen Organismus wirkt, wie der Erwachsene in seinen Gefühlen lebt (HPK: Astralleib wirkt auf den Ätherleib). Damit ist eben wiederum gemeint, das Gefühlsleben des Erwachsenen wird vom Kind vibrierend aufgenommen (ohne Filter) und wird zur Sensibilität des Organismus. Es wird zum Leben des Kindes. Das bedeutet, das was beim Erwachsenen das Gefühl ist, wird beim Kind zum Empfinden der einzelnen Organe, ja der einzelnen Zellen in ihrem gegenseitigen Austausch. Das, was beim Erwachsenen das Denken ist, nicht die einzelnen Gedanken, sondern seine Beziehung zu seinem Denken wird zum Fühlen des Kindes. (HPK: Das Ich wirkt auf den Astralleib). Damit ist gemeint, dass das Denken und die Ich-Entwicklung in die Atemwirklichkeit des Kindes wirken. Sie geben diesem Atem, also der Beziehung zwischen Innen und Außen die richtige Trennung und die richtige Verbindung. Im Heilpädagogischen Kurs wird auch noch angesprochen , dass auf das Ich, und damit auf die Ich-Bildung des Kindes (inklusive seines Schicksals) nur das Geistselbst des erwachsenen Menschen wirkt. Das Geistselbst ist beim Erwachsenen das, wodurch er seine eigene Ich-Entwicklung betreibt, wo er sich selbst entwickelt, also wo er sich nicht auf das bezieht, was er geworden ist, sondern auf seine Entwicklungsmöglichkeit, also auf seine Zukunft. Diese Tätigkeit, die eigene Selbstentwicklung, wirkt unmittelbar auf das Ich des Kindes. Sie eröffnet die Zukunftsdimension der kindlichen Entwicklung, anstelle den Blick auf das Gewordene des Kindes zu verengen.
Selbstentwicklung
Das pädagogische Gesetz gilt natürlich für alle Entwicklung, für die Entwicklung des Selbst ebenso, wie für die Entwicklung der Natur. Für die Selbstentwicklung bin ich darauf angewiesen dasjenige zu entdecken, das als mein ‚Geistselbst‘ mich entwickeln kann. Wolf-Ulrich Klünker hat in seinem Buch ‚Wer ist Johannes‘ (2006) einige Formulierungen gefunden, die das Geistselbst in seiner Charakteristik erfassen. Eine der ersten Voraussetzungen für eine Ich-Entwicklung ist es demnach, eine solche Entwicklungsmöglichkeit (Geistselbst) in sich vorauszusetzen. Eine weitere Voraussetzung oder auch schon Bedingung von Entwicklung ist, dass diese Entwicklungskraft in der Lage sein muss, die eigene gewordene Existenz umzuwandeln. Eine wirkliche Entwicklungsperspektive beinhaltet also einen Blick auf die eigenen „seelischen und leiblichen Lebensvoraussetzungen“, der diese nicht als endgültig gegeben, sondern als vorläufige Entwicklungsmöglichkeit ansieht. Dafür muss das Ich diese Voraussetzungen im eigenen Leben erst einmal bemerken. „Der Anfang einer solchen Entwicklung ist mit dem Ich-Bewusstsein gegeben: Wenn beispielsweise eine Gefühlsreaktion oder ein Lebensprozess nicht mehr einfach natürlicherweise ablaufen, sondern vom Ich-Bewusstsein begleitet werden, bedeutet dies einen ersten Schritt von dessen Vergeistigung im Sinne von Individualisierung.“ (S. 127) Ein solches Ich-Bewusstsein setzt aber im Unterschied zu einem bloßen Bewusstsein voraus, dass es sich außerhalb der Gefühlsreaktion oder Lebensprozesse halten kann und, dass es eine Art Wahrheitsgefühl entwickelt hat, das diese Prozesse wahrhaftig anschauen und aushalten kann. Ein solches Wahrheitsgefühl und ein solches sich im Lebensgeschehen Halten können, lässt sich erst einmal nur im Denken entwickeln. Steiner nennt diesen Prozess des Anschauens der eigenen Lebenswirklichkeit „Selbsterkenntnis“; Klünker nennt es lieber „Selbstgeständnis“. Die Ambivalenz dieses Prozesses zeigt sich darin, dass das wahrheitsgemäße Anschauen der eigenen Existenzvoraussetzungen meist eher eine Art Ohnmacht produziert angesichts der wahrzunehmenden Problematik und Aussichtslosigkeit, dass aber gleichzeitig dieses Gefühl (oft mehr depressiv) das erste selbstproduzierte und damit individuelle Gefühl ist. Wenn hier vom Anschauen und Halten des Erkennens gesprochen wird, ist damit gemeint, dass aus dem Anschauen erst einmal keine Handlungen abzuleiten sind, sondern das Anschauen und die damit verbundene Gefühlsbildung entscheidend sind. Es ist eine Art Todesprozess mitten im Leben. Ohne einen solchen Prozess ist wirkliche Ich-Entwicklung aber nicht zu haben.
Das paradoxe Prinzip der Ich-Entwicklung aus dem Geistselbst heraus liegt darin, dass „das gleichsam vorweggenommene Geistselbst als Vorläufer und Grundlage der Ich-Entwicklung gelten” kann. Selbstverständlich gilt, dass das entwickelte Geistselbst nur aus den Verwandlungsstufen des Ich gebildet werden kann.“(S. 128) Diese reale Entwicklungsproblematik erklärt auch das Phänomen, dass die amerikanische Ich-Psychologie herausgefunden hat, dass nämlich wirkliche Ich-Entwicklung nicht linear verläuft, sondern Transformation bedeutet. Das bedeutet aber, man kann aus der jetzigen Situation und Lage des Ich nicht die zukünftige Ich-Entwicklung prognostizieren. Das hat zur Folge, dass man das Prinzip ‚Ich-Entwicklung aus der Zukunft‘ immer schon voraussetzen muss (zumindest latent) damit sich Ich-Entwicklung realisieren kann. Klünker beschreibt dieses Prinzip so, dass es zur Entwicklung gehört, dass das „zeitlich Spätere (in diesem Fall das Geistselbst) in Bereichen geistigen Fortschrittes oft wesensbezogen voran“ geht. „So ist die Form des unsterblichen Ich individuell im Geistselbst veranlagt, obwohl zeitlich gesehen das Geistselbst erst aus der Ich-Entwicklung hervorgeht. Vorlaufendes Geistselbst würde dann bedeuten, dass in der Tat das unsterbliche Ich als gestaltetes Geistselbst im Ich verankert ist, aber in der faktischen Ich-Entwicklung >>vergessen<< wird, um frei und bewusst vom Ich hervorgebracht zu werden.“ (S.128)
Ein Hervorbringen des Geistselbst durch die eigene Ich-Entwicklung braucht eine Sinnesentwicklung, wie sie Steiner in der Hochschulstunde angelegt hat. Dabei werden die unteren Sinne in ihrer Tätigkeit in den Erdenkräften und Elementen bewusstseinsfähig. Damit werden sie aber gleichzeitig auch partiell frei für neue Empfindungen. Sie werden gewissermaßen Tastsinne für die jeweils anstehenden nächsten Entwicklungsschritte. Sie werden zu Entwicklungssinn, Wirklichkeitssinn und Schicksalssinn. Die Wahrnehmungen der oberen Sinne beziehen sich dann nicht mehr nur auf einfache Gegenstandswahrnehmungen, sondern auf den inhärenten Ich-Bezug der Umgebung. Man wird aufmerksam und wahrnehmungsfähig für die Ich-Entwicklungs-Möglichkeiten einer Situation und bewegt sich und wirkt auf diese hin. Dadurch verändert sich die Wirklichkeit tendenziell in eine Entwicklungs-Wirklichkeit. Diese bezieht auch die Menschen ein, mit denen man in dieser Schicht verbunden ist, z.B. auch verstorbene Menschen. Eine solche Entwicklungswirklichkeit kommt mit ihren Empfindungsmöglichkeiten der Wirklichkeit des Kindes am nächsten.
Literatur: Rudolf Steiner, Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse Erster Band, Dornach 1999; Thomas Binder, Ich-Entwicklung für effektives Beraten, Göttingen 2016; Wolf-Ulrich Klünker, Wer ist Johannes, Stuttgart 2006
Danke für die Ermöglichung der Teilhabe am nicht stattgefundenen Seminar.
“Zuerst handelt es sich da darum, dass wir als Mensch wirklich
uns zu dem im späteren Leben machen, was wir eigentlich als Kind
im hohen Grad sind. Wir sind als Kind fast ganz Sinnesorgan, Au-
ge, Ohr.” (9.te Klassenstunde)
In dem Zusammenhang sollen die drei unteren Sinne “zu Entwicklungssinn, Wirklichkeitssinn und Schicksalssinn” (siehe oben) werden.
Knüpft das an Steiner an? Ist da eine Entsprechung der drei unteren Sinne zu den drei genannten vorhanden?
Hallo Frau Wefelscheid, danke für die Korrekturen. Die von mir so benannten ‘neuen Sinne’ Entwicklungssinn, Wirklichkeitssinn und Schicksalssinn knüpfen inhaltlich schon an Steiner an, sind aber schon auch eine Weiterführung. Ich werde das auch noch weiterentwickeln. Steiner hat die Basis für diese Sinne in den Vorträgen 1920 ‘Grenzen der Naturerkenntnis’ angelegt. Er bezeichnet die entsprechenden Wahrnehmungen dort als Inspiration, Imagination und Intuition. Mein Eindruck ist dass die dort geschilderten Umwandlungen der Sinne und vor allem des Denkens eine erste Anlage für solche Empfindungen sind. Sie sind aber inzwischen tiefer ins Leben gewandert und werden dort auch gebraucht. Aber wie gesagt, dass ist noch relativ frisch und nicht abgesichert.