Spirituelle Psychologie

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In unserem Buch ‘Psychologie des Ich’ , das hoffentlich bald eine zweite Auflage bekommt, es ist schon länger nicht mehr zu bekommen, habe ich in meinem Beitrag ‘Weltbezug des Ich’ die Frage bearbeitet “welche Grundlagen für eine Psychologie des Ich im Heilpädagogischen Kurs zu finden sind und welche therapeutischen Dimensionen über die Heilpädagogik hinaus aus den Anregungen Steiners zu gewinnen sind” (S.38) Wolf Ulrich Klünker schreibt in seinem Beitrag ‘Wissenschaft des Ich’  im letzten Kapitel ‘Psychologie und Zukunft’ : Die neue Wissenschaft des Ich müsste ihrem Gegenstand angemessen sein, d.h. es würde sich um eine Psychologie handeln, die selber Ich-Kraft entstehen lässt. Damit ist die Deskription gegebener seelischer Situation überwunden; die Begriffe der Psychologie selbst können eine ich-hafte Formkraft generieren, für das Seelenleben, für die Biografie und schließlich auch für Gesundung des Leibes. So würde die Psychologie selbst bereits in ihren menschenkundlichen Grundlagen eine therapeutische Kraft entwickeln, jenseits ihrer “Anwendung”. ” (S. 176) Ich habe ‘zufällig’ heute bei der Suche nach einer bestimmten Stelle in einem Buch von Alfred Kon eine Notiz des Heilpädagogen Franz Löffler gefunden, die ein Vorschein von 1924 auf diese Intention unserer Arbeit ist. Als ich im Heilpädagogischen Kurs mehr eine allgemeine menschliche Psychologie entdeckte, als ‘nur’ eine ‘Heilpädagogik’ hatte ich das merkwürdige Gefühl etwas aus einer gewissen ‘Engführung’ oder sogar einer Besitznahme (für die heilpädagogische Bewegung) zu befreien. Die Notiz von Löffler bestätigt jetzt nachträglich dieses Gefühl! Vielleicht ein Beispiel für Ich-Wissenschaft…

Roland Wiese,  Gründonnerstag 2021

Notiz von Franz Löffler nach einem Gespräch mit Dr. Steiner am 6.Juli 1924

Wert legen auf Psychologie und psychologisches Wirken.

Die Psychologie muß aus der Bewusstseinsseele neu begründet werden.

Die Psychologie sollte aber keine neue Theorie, sondern eine spirituelle Betätigung werden, mit der man dem Niedergang entgegenarbeitet, denn Menschen verlieren das Seelische. Das wäre ihre anthroposophische Aufgabe.

Die Waldorflehrer tun das leider nicht mit Ausnahme von Heydebrandt. Man sollte gegen den Bildersturm angehen. Die Heilpädagogik sollte einen bestimmten Beitrag bringen für eine solche Psychologie.

Man bekommt durch eine gute Psychologie ein anderes Verhältnis zu den Kindern, sie kann einem immer bewußt machen, was diese Kinder aus ihrer seelischen Beschaffenheit heraus alles leisten können. , was man alles mit ihnen erreichen könnte.

Erst eine solche neue Psychologie kann uns zeigen, wie die diese Kinder in Wirklichkeit sind.

Lassen sie z.B. die Kinder dichten und sie werden sehen, wieviel Interessantes dabei zum Vorschein kommt.

Es wird viel Anthroposophie in einer solchen Psychologie sein, wenn Sie alle rhythmischen Vorgänge darinnen haben, dann kommen sie an die Lebensprozesse heran.

Im Tages- und Jahresverlauf, ja bis ins Handwerkliche sollte der Rhythmus walten.

Je länger man die Kinder in einem solchen rhythmischen Leben  darinnen haben kann, um so besser.

Lernen Sie fest auf einem Standpunkt stehen und die Dinge radikal durchschauen mit der Durchschlagskraft einer neuen Psychologie.

Alle anderen Fragen müssen sich der psychologischen Einsicht unterordnen, selbst die leidige Geldfrage.

Franz Löffler soll sich bereits beim zehnten Vortrag von den „Lauensteiner Missionsbestrebungen“, die Rudolf Steiner im elften Vortrag „aufs Korn“ nimmt abgesetzt haben. Er hatte am Tag des elften Vortrags, Sonntag, dem 6. Juli, noch ein Gespräch mit Rudolf Steiner, woraus eine Notiz resultiert, welche leider wenig bekannt wurde. (Typoskript im Archiv der heilpädagogischen Bewegung in Dornach)”   Alfred Kon, Gründerschicksale der Heilpädagogik, S. 91ff

 

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