Im Kunstraum von Ute Seifert, in der Rückertstraße in Bremen, ist zur Zeit eine Ausstellung des Malers Hideo Chita aus Tokyo zu sehen. Die Ausstellung geht noch bis zum 21.9.2019 und endet mit einer Finissage am 21.9. um 19.00 Uhr mit improvisierter Musik.
Die Ausstellung begann mit den Farben eines Regenbogens genau in der Häuserschlucht der Rückertstraße. Innen waren in dem weißen Raum einige Bilder zu sehen, die mir erst einmal nur sehr dicke Schichten von Ölfarbe zeigten. Ich mag solche Bilder mit dicker Ölfarbe nicht. Deshalb musste ich mich ein wenig überwinden, um die Bilder wirklich anzuschauen.
Nach einer Weile des Anschauens, aber auch einfach mit den Bildern im Raum sein, öffneten sie sich aber immer mehr. Ute Seifert und Hideo Chita wiesen auf den spezifischen Charakter der Farbgestaltung der Bilder hin: Gegensätze, farbliche Gegensätze, Komplementärfarben meist, die so Hideo ‚aufgehoben‘ werden sollen. Mit der Zeit bemerkt man was gemeint ist und auch zu sehen ist. Die Bilder sind vordergründig sehr fest und materiell, aber in der Struktur und in den Farbgegensätzen, die meist noch von einer dritten Farbe wie mit einem Schleier bedeckt sind, hebt sich tatsächlich das Feste auf und wird lebendig. Zum Beispiel wirkt es aus jeder Perspektive vollkommen anders.
Und wenn man näher herangeht, wird es ganz transparent und zart.
Es bekommt etwas märchenhaftes und auch feierliches.
Ute Seifert bezeichnet das Malen von Hideo als meditativ und expressiv zugleich. Und Hideo selbst möchte etwas Positives in die Welt bringen mit seinen Bildern. (Im Hintergrund steht für ihn die existentielle Erfahrung von Hiroshima).
Wenn man sich auf die Bilder einlässt, ahnt man was gemeint ist. Die Bilder entfalten sich erst in der Zeit. Es sind keine inhaltlichen Bilder, die man ansehen und sofort mitnehmen kann. Man muss mit ihnen leben, dann öffnen sie sich.
Ein schöner ‚aufgehobener‘ Abend in jeder Hinsicht.
Roland Wiese 15.9.2019
Hideo Chita meinte tatsächlich das dreifache Aufheben Hegels. Als er aufheben sagte, hörte sich das erst an wie aufhellen. Ich finde diesen Begriff für Kunstschaffen und Wahrnehmen zentral und vielleicht heute erst wirklich realisierbar.
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Lieber Roland, Deine Fotos sind klasse, auch in ihrer Abfolge und in ihrer Beziehung zum Text. Ich sehe
auch keine dicken Ölbilder, freue mich aber schon jetzt auf den Besuch der Ausstellung.
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Hallo Wolfgang, danke für deinen Kommentar. Das ist natürlich etwas übertrieben mit den Ölbildern. Aber wenn man an Reimer Jochims Malerei denkt, dann ist da schon ordentlich Farbe drauf. Aber auch das ist einer der Gegensätze mit denen Hideo Chita bewusst arbeitet: Festes Material und flüssigeres.
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